Homeland – Die komplette Season 7

Blu-ray Review

homeland season 7 blu-ray review cover
20th Century Fox, 22.11.2018

OT: Homeland

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Hitler im Weißen Haus

Zurück in den Staaten – Season 7 von Homeland macht den Feind im Inneren aus.

Inhalt

52 Tage nachdem Präsidentin Keane im Amt bestätigt wurde, stehen die zu Unrecht inhaftierten Regierungs-Mitarbeiter immer noch unter Arrest. Carrie, die sich von Keane benutzt fühlte, ist praktisch arbeitslos und versucht im Hintergrund daran zu arbeiten, der in ihren Augen „faschistischen“ Präsidentin das Handwerk zu legen. Um das zu erreichen, arbeitet sie mit einem ehemaligen Kollegen vom FBI zusammen, der sein Wissen allerdings nicht öffentlich machen will. Währenddessen scheint Keane immer mehr unter einer schweren Paranoia zu leiden. Ihren Stabschef Wellington versucht sie deshalb auf ihren harten Kurs zu bringen. Unter anderem wünscht sie sich von ihm, dass er „die Sache regele“, nachdem man den verantwortlichen General McClendon „nur“ zu lebenslanger Haft und nicht zum Tode verurteilt. Als McClendon während seiner Einweisung ins Gefängnis unter mysteriösen Umständen doch noch zu Tode kommt, entwickelt sich ein Komplott, das nicht nur nationale, sondern internationale Verwicklungen mit sich bringen könnte. Carrie, die ihrerseits mal wieder völlig durch den Wind ist, hat nur einen Angriffspunkt: Die verwanzte Wohnung von Stabschef Wellington …

 

Während zwischen Season 5 und 6 einige Zeit vergangen war, schließen die Ereignisse der aktuellen Staffel praktisch nathlos an das Vorjahr an. Die Stimmung im Land droht zu kippen und die US-Präsidentin sieht sich von fast jeder Seite aus attackiert. Zeitgleich arbeitet Fakenews-Verbreiter und Verschwörungsfanatiker O’Keefe aus dem Untergrund heraus, aus Angst davor von der „Hitler“-Präsidentin gefasst zu werden.
Je stärker er aus dem Geheimen heraus operiert, desto stärker wird sein Rückhalt in der White-Trash-Bevölkerung. Eben jener Gesellschafts-Schicht, die so hartnäckig hinter einem Präsidenten Trump steht.
Homeland ist in der siebten Staffel mehr denn je fokussiert auf die Stimmungen im eigenen Land. Die Terrorgefahr von Außen ist nicht mehr das, was im Hintergrund schwelgt. Und weil die politischen Apparate so gut funktionieren, findet sich Carrie (mal wieder) als Einzelkämpferin wieder. Mehr noch in dieser Season, weil sie nicht mal mehr auf den im Kugelhagel gestorbenen Quinn vertrauen kann.
Als sie dann auch noch mit ansehen muss, wie Saul als Nationaler Sicherheitsberater eingesetzt wird, möchte man ihr als Zuschauer doch fast zurufen: „Gib’s auf!“
So ausweglos scheint ihre Situation, dass sie Online-Verschwörungs-Gruppen nutzen muss, um an Informationen zu gelangen (und dabei gleich mal auf einen billigen Hacker reinfällt). Rein filmisch gesehen ist das ganz schön „billig“. Und doch SEHR zufällig. Allerdings gibt es Carrie die Möglichkeit, mal einen spektakulären Auftritt als Domina mit Peitsche aufs Parkett zu legen.

Aber lassen wir das für den Moment beiseite.
Viel interessanter ist zu dem Zeitpunkt der Aspekt der bürgerkriegsähnlichen Zustände. Da formieren sich auf der einen Seite die Anhänger von O’Keefe und begehren sogar als Polizisten gegen das FBI auf und auf der anderen Seite entgleiten der Politik und der Bundespolizei die Fäden mehr und mehr. Selbst Saul Berenson erleidet im Angesicht einer mobilisierten Bürgerwehr eine herbe Niederlage.
Dass Carrie ebenfalls ein Interesse daran, hat, diese US-Präsidentin abzusetzen, aber natürlich nicht ins gleiche Horn stößt wie die von O’Keefe aufgeputschte Bevölkerung gehört zu den Stärken der Serie – nach wie vor.
Die Grauschattierungen zwischen dem Schwarz und dem Weiß. Die Zwischentöne, die Homeland auch in der siebten Staffel immer wieder findet, machen den Unterschied zu den schlichten Gut-Böse-TV-Shows aus.
Kein Wunder, dass man mit der bipolaren Störung der Protagonistin ein Element in die Serie integriert hat, das dafür sorgt, dass Carie sich ebenfalls beständig in Grauzonen bewegt.
Womit wir wieder bei der Sequenz mit dem Hacker sind. Denn im Gegensatz zu den zwei/drei Staffeln zuvor sorgt die Psychosomatik Carries in der Season 7 wieder für verstärkte Spannung. Die bipolare Störung bricht sich erneut unbändig den Weg und zwingt Carrie ein ums andere Mal auf die Bretter.
Die Story schlägt derweil nicht nur einen Haken und schickt den Zuschauer gemeinsam mit der Hauptfigur auf eine winkelschlagende Tour de Force. Dass es den Machern ganz offenbar ein Hauptanliegen war, nicht nur die aktuelle politische Situation in den USA zu reflektieren, sondern auch die mögliche Einmischung Russlands in die Verbreitung von manipulativem Wahlkampf. Am Beispiel perfide inszenierter Fakenews macht Homeland deutlich, wie Manipulation von Netzwerken funktioniert – ebenso einleuchtend inszeniert wie erschreckend in der Wirkung. Wenn moderne Informationskriege auf diese Art geführt werden, wird es die Wahrheit in Zukunft mächtig schwer haben, sich dagegen durch zu setzen.
Weil sich Spannung und Action in den letzten drei Episoden intensivieren und weil man mit Yevgeny Gromov einen spektakulär bösen Antagonisten etabliert, mag man auch darüber hinwegsehen, dass die Figur des O’Keefe fallen gelassen wird wie eine heiße Kartoffel. Außerdem muss man in Season 7 noch stärker über das hysterische Verhalten Carries hinwegsehen, das zu Beginn des letzten Drittels aber endlich mal eine (Er)Lösung für sie und den Zuschauer findet.

Bild- und Tonqualität

Die bisherigen sechs Staffeln von Homeland lieferten ein für TV-Serien herausragendes, gestochen scharfes und kontrastreiches Bild. Vor allem die Bildruhe war expemplarisch gut. Interessanterweise ist genau dies ein Kritikpunkt der Season 7. Denn im Gegensatz zu den vorhergehenden Staffeln körnt es hier bisweilen deutlich. Viele dunklere Einstellungen sind auf Hintergründen unruhig und der Kontrastumfang, bzw. die Schwarzwerte leiden darunter auch etwas. In gut ausgeleuchteten Szenen ist es besser und Close-ups sind nach wie vor so scharf, dass man das nicht gerade perfekte Make-up in Elizabeth Marvels Gesicht (Präsidentin Keane) gut erkennen kann.
Wie schon in der letzten Season, so verhält sich Homeland in Staffel 7 akustisch erstaunlich unauffällig. Meist konzentriert sich das Geschehen auf die Dialoge, die jederzeit sehr gut verständlich sind. Die wenigen Actionszenen in der Episode mit dem Shoot-out zwischen FBI und O’Keefes Anhängern sowie in der vorletzten Folge in Russland werden nur bedingt räumlich. Auch hier konzentriert sich der Sound vornehmlich auf die Frontspeaker und lässt die Rears nur mit etwas Filmmusik sowie leichten Umgebungsgeräuschen auf Atmosphäre machen. Immerhin klingt das Alles sehr ausgewogen und homogen – auch wenn es kaum Dynamik oder Direktionalität liefert.

Bonusmaterial

Hatte die vorhergehende Staffel noch ein interessantes Q&A mit gut 60 Minuten Laufzeit, muss die Season 7 komplett ohne Bonusmaterial auskommen.

Fazit

Homeland – Season 7 bietet inhaltlich teils brisante und hochaktuelle Kommentare auf die aktuelle (Regierungs)Situation in den USA. Von Fakenews über Manipulation der Medien aus dem Ausland bis hin zu kontroversen Entscheidungen der Präsidentin – mehr noch als das Terror-Thema hat Homeland mit den Problemen im Inneren eine Angriffsfläche gefunden, die komplexe Fragen aufwirft.
Allerdings wird die Storyqualität durch ärgerliche Details etwas geschmälert. Dennoch darf man gespannt sein auf die letzte und (angeblich) finale Staffel der Serie, in der das aktuelle Thema zu einem Ende gebracht werden wird.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 75%
Tonqualität (dt. Fassung): 65%
Tonqualität (Originalversion): 65%
Bonusmaterial: 0%
Serie: 70%

Anbieter: 20th Century Fox
Land/Jahr: USA 2017
Regie: Diverse
Darsteller: Claire Danes, Mandy Patinkin, Rupert Friend, F. Murray Abraham, Sebastian Koch
Tonformate: dts HD-Master 5.1: en // dts 5.1: de
Bildformat: 1,78:1
Laufzeit: 630
Codec: AVC
FSK: 16

Trailer zu Homeland – Staffel 6

Homeland Season 6 (2017) | Official Trailer | Claire Danes & Mandy Patinkin SHOWTIME Series

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