Mister Malik und die Reise ins Glück

Blu-ray Review

OT: The Tiger Hunter

Mister Malik und die Reise ins Glück Blu-ray Review Cover
WVG, 31.03.2017

 


„Du musst der Tiger sein!“

Kleiner Film mit großer Klasse.

Inhalt

Indien 1979. Sami hat zwei große Träume: Etwas absolut Großartiges wie sein Vater vollbringen und das tollste Mädchen der Welt zu gewinnen. Er findet, das wäre kaum zu viel verlangt. Dabei unterschlägt er, dass sein Vater der berühmteste Tiger-Jäger der östlichen Hemisphere war, mutig bis zum Anschlag und dass seine Angebetete mehr oder weniger unerreichbar zu sein scheint. Doch Sami geht sein Vorhaben aktiv an. Mit all seinem und noch zusätzlichem Geld des ganzen Dorfes reist er in die USA, dem Land, in dem Träume wahr gemacht werden können. Doch dort fällt der Anfang schwer. Man raubt ihm sein Geld, die Jobvermittlung hat nur etwas als technischer Zeichner für ihn und als er von einem netten Landsmann in eine WG eingeladen wird, muss er feststellen, dass diese samt und sonders vollkommen überqualifiziert sind für die Jobs als Tellerwäscher, Taxifahrer oder Hundesitter, die sie aktuell bekleiden. Sami nimmt also die Stelle als technischer Zeichner an – auch weil sich der mögliche Schwiegerpapa angekündigt hat, um für seine Tochter einen gutsituierten Mann in den USA zu finden. Damit die Wahl auf Sami fällt, muss er sich ins Zeug legen, um möglichst bald die Karriereleiter hinauf zu fallen. Nicht hilfreich ist dabei sein neuer Freund Babu, der Rubi in Samis Namen Bilder von dessen angeblichem Schloss zusendet. Nun glaubt alle Welt, er hätte es schon geschafft und Sami muss diese Fassade um jeden Preis bewahren, will er nicht alles verlieren ….

Lena Khan hat bisher lediglich Kurzfilme gedreht und überrascht mit ihrem Langfilmdebüt, das gleichzeitig locker beschwingt vom Culture-Clash erzählt und dennoch immer wieder sanfte Melancholie verbreitet. Mr. Malik und die Reise ins Glück nutzt zwar Klischees, aber eben nicht, um sich darin zu suhlen, sondern um sie lustvoll vorzuführen und zu demontieren. Die Figuren sind bisweilen derartig nerdig, dass sie ihr eigenes Klischee persiflieren. Gerade Jon Heders (Der Date-Profi) Alex, der gerne sozialkritische Fotos seiner deprimierten Kollegen macht, ist so eine Figur. Dabei überschreitet der Film nie die Grenze zum Absurd-Albernen. Ganz im Gegenteil: Die Charaktere sind vielleicht gerade wegen ihrer Schrulligkeiten so liebenswert. Und der Running Gag mit dem nächtlichen Umdrehen der Jungs könnte irgendwann mal Kultcharakter haben. Auch diese Szenen sind weit davon entfernt, typisch amerikanisch und zotig zu sein. Es ist vielmehr einer von vielen weiteren Schmunzelmomenten, die gleichzeitig witzig und warmherzig rüberkommen, die aber auch zeigen, dass Zusammenhalt für die Green-Card’ler aus Indien fast lebensnotwendig ist. Freundschaft ist dann auch ein großes Thema in Mr. Malik – und das vollkommen unabhängig von Nationalität oder Einkommen, wie man am Beispiel der Beziehung zwischen Sami und Alex, dem Sohn aus reichem Hause festmachen kann. Immerhin reden wir vom Ende der Siebziger, als Rassismus in den USA trotz bunter Mode und Kojak im TV noch sehr präsent war. Doch Sozialkritik ist nicht mal ein Anliegen des Films. Vielmehr geht es darum, dass ein Mann seinen Platz in der Welt findet und zu dem steht, was er ist. Dass es viel wichtiger ist, ein gutes und treues Herz als viel Geld zu haben, auch wenn der Schwiegerpapa das anders sieht. Dass man seinen Weg auch gegen Konventionen geht, wenn man von dem, was man tut, überzeugt ist. Ausnahmslos glänzend besetzt, ist es an Danny Pudi (Star Trek: Beyond), für Sympathie zu sorgen, während Rizwan Manji (Equals) als Babu den Sidekick-Witz liefert. Selbst der hat aber seinen traurigen Moment, wenn er im Angesicht des drohenden Visa-Verlusts die Vorzüge Amerikas gegenüber dem Heimatland kundtut. Ein kleines schauspielerisches Highlight liefert außerdem Patricia Belcher (Bones) als Jobvermittlerin bei Samis Arbeitgeber. Die quirlige kleine Dame bringt stets eine Menge Dynamik in ihre Rollen. Und so ist Mr. Malik und die Reise ins Glück auch ein Glücksfall fürs Heimkino – warmherzig, manchmal traurig, immer positiv und voll lebensbejahendem Humor.

Bild- und Tonqualität

Mr. Malik nutzt während der ersten Minuten in Indien eine typisch braune und sehr erdige Farbpalette und hinterlässt einen sehr soften Eindruck. Dass das stilisiert und bewusst so gewählt ist, zeigt das Bild, sobald die Szenerie in die USA wechselt. Dort sind die Kontraste hervorragend und die Bildtiefe ist herausragend gut (13’02). Dazu kommt die sehr hohe Bildruhe, die sich auch während kurzer Bewegungen nicht aus der Ruhe bringen lässt.
Wie räumlich auch ein Tonsektor eine romantischen Komödie sein kann, beweist die Blu-ray von Mr. Malik und die Reise ins Glück, deren indische Sounds nach gut drei Minuten dermaßen luftig im Heimkino stehen, dass man sich mitten auf der Bühne eines Folklore-Konzerts wähnt. Die Stimmen gelangen dazu äußerst gut verständlich aus dem Center zum Ohr. Zwar lässt die Häufigkeit der Effekte nach Ankunft in den USA etwas nach, dennoch röhrt auch ein alter V8 angemessen und die Umgebungsgeräusche der großen Stadt gelangen ebenfalls authentisch ans Gehör.

Bonusmaterial

Bonusmaterial ist bei Mr. Malik leider Fehlanzeige – außer dem Trailer gibt’s hier nichts zu holen.

Fazit

Mr. Malik gehört zu den seltenen Glücksfällen kleiner, aber umso feinerer cineastischer Perlen, die vom Leben erzählen, ohne in irgendeine Richtung zu entgleisen. Samis Geschichte ist warmherzig, authentisch und fühlt sich einfach echt an – ein wirklich schöner Film.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 80%
Tonqualität (dt. Fassung): 75%
Tonqualität (Originalversion): 75%
Bonusmaterial: 5%
Film: 85%

Anbieter: WVG
Land/Jahr: USA 2015
Regie: Lena Khan
Darsteller: Danny Pudi, Karen David, Kevin Pollak, Rizwan Manji, Jon Heder, Samuel Page
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 93
Codec: AVC
FSK: 0

Trailer zu Mister Malik

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