Siberia – Tödliche Nähe

Blu-ray Review

siberia - tödliche nähe blu-ray review cover
Concorde Home, 07.02.2019

OT: Siberia

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Blaues Muster

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Inhalt

Lucas ist Schmuggler – und zwar ein hochbezahlter. Sein Fachgebiet sind Diamanten, die ebenso unsauber sind wie Kerle, für die Lucas arbeitet. Aktuell soll er ein einen Auftrag in St. Petersburg abwickeln, doch seine Kontaktperson Pyotr ist plötzlich wie vom Erdboden verschluckt. Leider sind mit ihm zusammen auch die Glitzersteine abhanden gekommen. Und das wiederum findet Auftraggeber Boris gar nicht mal so witzig. Als er über Pyotrs Bruder Informationen bekommen möchte, landet er im Diner der jungen Katya. Die ist eben so spröde wie gerade heraus und bietet Lucas Hilfe im Gegenzug für Sex an – immerhin denken ohnehin alle in der Gegend, dass sie bereits mit ihm geschlafen hat, nachdem sie ihn hat bei sich übernachten lassen. Während Lucas und Katya also so etwas wie eine Affäre beginnen, ist immer noch unklar, wo die Diamanten sind. Und weil Boris nicht bereit ist, diese abzuschreiben, macht er es zur persönlichen Sache – weshalb bald beide in Gefahr sind …

Keanu Reeves mal nicht als souveräner Killer, dessen Gegner besser schnell das Weite suchen als sich von ihm auseinander nehmen zu lassen. Schon nach etwa einer Viertelstunde steht fest, dass er schon bei zwei Kontrahenten eher auf die Planken geschickt wird, als er „Wodka“ sagen kann. Zwar ändert sich das im späteren Verlauf, doch Siberia – Tödliche Nähe stellt klar, dass wir es eben nicht mit einem Abklatsch der John-Wick-Filme zu tun haben, mit denen Reeves gerade seinen zweiten Frühling erlebt. Stattdessen ist der von Matthew Ross (Frank & Lola) im Stile der alten Hardboiled-Krimis inszenierte Thriller ein bedächtig vorwärts erzählter Film, der lange im Dunkeln lässt, worum es überhaupt geht. Bevor der Zuschauer erfährt, was mit „Blauem Muster“ gemeint ist, vergehen gut 25 Minuten. Ross schrieb das Drehbuch (wie bei allen seinen bisherigen Filmen und Kurzfilmen) selbst und verlässt sich ganz auf seine Darsteller und die Atmosphäre der kalten Gegend. Zwar hat man in Kanada gedreht, doch für Kälte und Schnee reichte das schon mal aus. Wenn man Siberia etwas Böses will, dann übt man eben Kritik an Tempo und etwas getragen wirkender Darstellung der Hauptfigur. Doch lässt man sich drauf ein und erwartet alles andere als einen weiteren John Wick, macht gerade das schleppende Element Sinn. Mit spärlicher Instrumentierung, manchmal nur gezupften Instrumenten, sieht man zu, wie Lucas in dem kleinen Kaff feststeckt und einfach nicht weiterkommt.

Was man allerdings durchaus mit einer hochgezogenen Augenbraue belegen kann, ist die arg stereotype Charakterisierung russischer Gangster. Immerhin wirkt die Figur der Katya dem entgegen, in dem sie dem Amerikaner gerne das Erfüllen der amerikanischen Klischees vorhält – und zwar zu Recht.
Dennoch hätte das Tempo ein wenig höher sein dürfen. Bis Lucas und Boris nach 70 Minuten dann endlich zur Sache kommen und sich die Spannung nach und nach steigert, gibt’s bisweilen ein paar redundante Momente. Diese müssen Keanu Reeves und Ana Ularu mit dem Einsatz freizügiger Körperlichkeit füllen, was Siberia zu einem Mix aus Erotik-Thriller und Schmuggel-Krimi werden lässt. Die erotische Komponente funktioniert vor allem, weil Ularus Katya ein starker Charakter ist und sich gerne ein bisschen geheimnisvoll gibt.
Gleichzeitig tragen gerade die Nebenfiguren dazu bei, dass man ihnen ihre Rollen glaubhaft abnimmt. Neben Ularu sind das Pasha D. Lychnikoff als Boris oder Rafael Petardi als Pavel. Auch die Herren vom russischen SWR machen ihre Sache gut. Und wenn es im Finale dann doch noch heiß hergeht, gibt’s ein ebenso hartes wie konsequentes, aber ziemlich gewöhnungsbedürftiges Ende.

Bild- und Tonqualität‘

Während Siberia mit blitzsauberen Einstellungen beginnt, gesellt sich nach Lucas‘ Eintreffen im Hotel ein ganz kleines bisschen Korn hinzu. Dennoch bleiben die Aufnahmen kontrastreich und die Farben sind kräftig. Auch erscheinen Close-ups von Gesichtern wirklich scharf auf der Bildfläche – da gibt’s nichts zu meckern. Allerdings über die teils vorhandenen Banding-Artefakte (41’45) sowie die ab und an zu beobachtenden Randunschärfen.
Siberia ist von Beginn an sehr fein aufgelöst und legt die perkussiven Instrumente greifbar räumlich auf allen fünf umgebenden Lautsprechern ab. Gesellen sich dann die Geigen dazu, dürfte die Musik ein bisschen weniger dumpf klingen. Aber das wird von den vorzüglich verständlichen Dialogen wieder aufgefangen.
Die Effektlautsprecher werden (abseits der Musikklänge) erst gefordert, wenn im Finale dann doch die Waffen sprechen. Dann jedoch kommen die Schüsse umso effektvoller, knackiger und wuchtiger rüber. Dazu gelingt parallel der Score wieder hervorragend.

Bonusmaterial

Im knapp siebenminütigen Making-of, das sich im Bonusmaterial von Siberia befindet, knüpft man sich ein wenig die Themen und Motive des Films vor und blickt den Machern bei den Dreharbeiten in Schottland über die Schulter.

Fazit

Siberia verlangt Geduld vom Zuschauer. Der Thriller von Matthew Ross fühlt sich dem traditionellen Krimi wesentlich mehr verpflichtet als dem modernen Action-Thriller. Bis auf eine kleine Kneipenschlägerei wird hier bis zur 97. Minute keinerlei physische Gewalt angewendet. Es bleibt die kühle Atmosphäre, das Bedrohlich, das im Hintergrund mitschwingt und gute Leistungen der Nebendarsteller, die den Reiz des Films am Ende ausmachen.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 70%
Tonqualität (dt. Fassung): 70%
Tonqualität (Originalversion): 70%
Bonusmaterial: 40%
Film: 60%

Anbieter: Concorde Home Entertainment
Land/Jahr: USA 2018
Regie: Matthew Ross
Darsteller: Keanu Reeves, Ana Ularu, Veronica Ferres, Molly Ringwald, Pasha D. Lychnikoff, Dimitri Chepowetski, James Gracie,
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 105
Codec: AVC
FSK: 16

(Copyright der Cover und Szenenbilder liegt bei Anbieter Concorde Home Entertainment)

Trailer zu Siberia

SIBERIA – TÖDLICHE NÄHE - Trailer

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