The Best of Me – Mein Weg zu dir

Blu-ray Review

The Best of Me Mein Weg zu dir Blu-ray Review Cover
Senator Film, ab 15.05.2015

OT: The Best of Me

 


Vorbestimmte Pfade

Für alle Romantiker, Schmonzettenliebhaber und Sonnenuntergangssitzer kommt mit der Nicholas-Sparks-Verfilmung The Best of Me tränenziehender Nachschub.

Inhalt

Über 20 Jahre, nachdem Amanda und Dawson (die sich einst gegen den Willen ihrer Familie liebten) sich aus den Augen verloren haben, führt sie der Tod von Dawsons Ziehvater Tuck wieder zusammen. Natürlich kann es kaum anders sein, dass ihre Liebe offenbar auch die letzten zwei Jahrzehnte noch Bestand hatte. Dumm nur, dass Amanda mittlerweile eine Familie und vor einiger Zeit einen weiteren schweren Schicksalsschlag erlitten hat, während Dawson seiner eigenen Vergangenheit in Person seiner brutalen Brüder begegnet. Hat ihre Liebe eine zweite Chance?

Die Briten haben Rosamunde Pilcher, die Amerikaner haben Nicholas Sparks. Dessen mittlerweile 19 Werke sind der Inbegriff des kitschigen Liebesromans und die Kinoverfilmungen seiner Bücher dienten nicht nur bis dato relativ unbekannten Darstellern als Karrieresprungbrett, sondern liefen meist erstaunlich erfolgreich in den Kinos. Die Motive für den Erfolg liegen klar auf der Hand: Seine Protagonisten sind stets absolut attraktiv, haben irgendwo ein paar kleine emotionale Leichen im Keller und finden trotz überdramatischer Entwicklungen (meist heftiger Widerstände gegenüber ihrer Liebe) zueinander. Das ist in The Best of Me – Mein Weg zu dir, der neunten Verfilmung eines seiner Romane, nicht anders. Auch hier ist der Mann mal wieder handwerklich begabt, kann Autos reparieren und die Frau ist verständnisvoll und bekümmert, mal wieder ist die Liebe der beiden unmöglich, weil die Familien etwas dagegenhaben und mal wieder gibt es einen gutmütigen Dritten, der wie ein guter Engel über dem unbeholfenen Paar wacht – Klischees, wohin das Auge nur blickt. Apropos Blicken: Zu Sparks‘ Motiven zählen auch malerische Hintergründe, oft irgendwelche charmanten Küstenstädtchen oder, wie in The Best of Me, ein beschauliches Kleinkaff irgendwo in den Südstatten. Ebenso typisch ist die Verwendung der immergleichen seichten Popsongs während der „flotteren“ und kitschtriefenden Streicher-Arrangements während der melodramatischen Szenen. Richtig ärgerlich wird’s dann für alle Heavy-Metal-Fans, da die einzig harte Nummer genau dann anklingt, wenn die bösen Rednecks ihrem frommen Brüderchen Gewalt antun. Richtiggehend unpassend ist auch Amandas und Dawsons Song – also jener, den die beiden schon in ihrer ersten Verliebtseinsphase zu ihrem Lied ausgewählt hatten: Cowboy Junkies’ „Sweet Jane“, den kein Geringerer als Oliver Stone in Natural Born Killers für Mickey und Mallory genutzt hatte. Vielleicht hätte irgendjemand das dem guten Michael Hoffman sagen sollen, denn wer NBK kennt, wird hier nicht schlecht staunen – zu stark geprägt von Stones Gewalt-Meisterwerk ist der Titel, als dass er in diese Kitschromanze passen würde.
Bei allen grundlegenden Ähnlichkeiten, die Sparks-Verfilmungen ausmachen, gibt’s dieses Mal einen relevanten Unterschied: Mit James Marsden und Michelle Monaghan agieren zwei Darsteller aus Hollywoods zweiter Reihe, die schon mal erfolgreich im Geschäft waren. Allerdings nicht ganz alleine, denn es gibt ja noch Liana Liberato (Haunt – Das Böse erwacht), die als junge Amanda die Nachwuchsreihe der Darsteller in The Best of Me anführt. Nicht ganz geglückt ist die Besetzung von Luke Bracey als jüngerem Dawson, da dieser trotz seines noch zarten Alters von 26 Jahren optisch irgendwie zu nahe am sehr jung gebliebenen James Marsden liegt. Kleine, traurige Anekdote am Rande: The Best of Me wäre nach Fast & Furious 7 Paul Walkers nächster Film gewesen, wäre er nicht vor Beginn der Dreharbeiten verstorben.

Auch die Erzählung auf zwei Zeitebenen differiert von bisherigen Verfilmungen und gerät noch zu den gelungeneren Momenten der Schmonzette. Wenngleich das Tempo extrem langsam ist und die 120 Minuten Laufzeit auch Sitzfleisch erfordern. Natürlich entwickeln sich über die Zeit zahlreiche emotionale Momente, natürlich ist die Regie von Michael Hoffman, der mit Tage wie dieser … mal eine tolle romantische Komödie inszeniert hat, versiert und natürlich sind Monaghan und Marsden routiniert genug, um ihren Figuren bewegende Momente angedeihen zu lassen, doch The Best of Me ist dabei so realistisch wie ein verschneiter August in Deutschland. Und wenn man nach Dialogzeilen wie „Früher haben ganze Zivilisationen geglaubt, ihr Schicksal stünde in den Sternen“ oder „Würdest du bitte etwas für mich tun, würdest du dir selbst vergeben!?“ denkt, es käme nicht mehr schlimmer, lässt Marsden seine Filmpartnerin auf Händen durch den Tümpel schweben, der natürlich schon damals eine Bedeutung für beide hatte. Das sind die Momente, in denen sich selbst die allerromantischsten Menschen fragen, ob man hier nicht gerade ein bisschen verschaukelt wird. Was ebenfalls irgendwann zum Hals raushängt, sind die überklischeesierten reichen Väter in solchen Geschichten. Jeder Daddy will nur das Beste für seine Tochter und verhindern, dass sie mit einem Typen aus einer kaum angesehenen Familie zusammenbleibt. Natürlich versucht Amandas Papi auch hier, seine Tochter von dem vermeintlichen Verlierer freizukaufen. Mal ein verständnisvolles nettes reiches Familienoberhaupt – das wäre doch mal ein Held für eine Sparks-Geschichte. Aber dann bleiben ja auch die überdramatischen Ereignisse aus und es gibt keine Möglichkeit für den Looser, es dem arroganten Schwiegervater in spe zu beweisen (warum man(n) das auch immer überhaupt muss). Was The Best of Me trotz seiner 120 Minuten Spieldauer nicht ganz schafft, ist, sämtliche aufgenommenen Fäden auch konsequent zu einem Ende zu führen. Viele Dinge werden angerissen, letztlich aber nicht schlüssig finalisiert – und wenn dann am Ende auch noch Amandas Sohn einen Unfall erleidet, kommt das nicht nur aus heiterem Himmel (zumal die Geschichte zu keiner Zeit einen Fokus auf die Figur gelegt hatte), sondern wirkt wie ein weiterer loser und arg konstruierter Dramaturgiebaustein. In der alternativen Filmfassung ist dieses Ereignis sogar komplett unnötig. Echter Lichtblick: Gerald McRaney (Simon & Simon), der als Tuck die einzigen lockeren Sprüche über die Lippen bringen und damit sogar für ein/zwei Lacher sorgen darf. Wer den Unterschied zwischen der auf der Disk enthaltenen Kino- und der alternativen True-Love-Fassung wissen möchte, der schaut ein paar Zeilen weiter unten unter Bonusmaterial nach.

Bild- und Tonqualität

Dem Thema entsprechend ist das Bild von The Best of Me warm gefiltert, relativ weich und angenehm kontrastiert. Die Farbgestaltung ist harmonisch und, abgesehen von der leicht bräunlichen Färbung, sehr natürlich. Schwarz ist satt, helle Bereiche sind manchmal etwas überstrahlt. Von allzu kitschigen Weichzeichnern macht Hoffman glücklicherweise keinen Gebrauch. Am unteren Bildrand wird’s schon mal etwas unscharf.
Akustisch gefallen die Naturgeräusche von The Best of Me: Zwitschernde Vögel von den Rearspeakern, ein leichtes Grollen beim Abendgewitter und prasselnder Regen stehen dafür Pate. Für eine Romanze ist der Sound überraschend räumlich geraten und die seichte, manchmal poppig-schnulzige Filmmusik gerät ebenfalls recht angenehm. Wenn Tuck Dawsons Sippe vom Grundstück verjagt, hallen seine Gewehrschüsse ordentlich nach und Glas splittert effektvoll.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von The Best of Me finden wir ein (arg süßholzgeraspeltes) Gespräch zwischen Nicholas Sparks und seinen beiden Hauptdarstellern. Dazu kommen entfernte Szenen und das Musikvideo „I Did“ von Lady Antebellum. Ein Extra ist ebenfalls die Möglichkeit zwischen der Kino- und der True-Love-Fassung zu wählen, die überraschenderweise nicht, wie sonst üblich, länger ist, sondern zwei Minuten weniger Laufzeit aufweist. Der Unterschied zwischen Kino- und True-Love-Fassung wirkt sich während der letzten 20 Minuten massiv aus, in denen die alternative Version einen deutlich seichteren, viel weniger dramatischen, zugleich aber auch unkitschigeren Verlauf nimmt. Für alle, die es am Ende nicht zu dick aufgetragen mögen, sei diese empfohlen.

Fazit

The Best of Me – Mein Weg zu dir ist für jene Sonntagnachmittage, die ohne Rosamunde Pilcher im TV-Programm auskommen müssen, die beste Unterhaltung – vorausgesetzt, man steht auf unfassbaren Kitsch, unglaublich stereotype Figuren und absolut klischeehafte Entwicklungen. Wer die sanftere Sparks-Einführung braucht, weil er bisher noch keine Verfilmung von ihm kennt, dem sei der weniger klischeehafte Safe Haven mit Josh Duhamel empfohlen.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 75%
Tonqualität (dt. Fassung): 75%
Tonqualität (Originalversion): 75%
Bonusmaterial: 30%
Film: 40%

Anbieter: Senator Home
Land/Jahr: USA 2014
Regie: Michael Hoffman
Darsteller: Michelle Monaghan, James Marsden, Liana Liberato, Luke Bracey, Gerald McRaney, Sebastian Arcelus, Robby Rasmussen
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 118/116
Codec: AVC
FSK: 12

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