Alone – Don’t Grow up

Blu-ray Review

Alone Blu-ray Review Cover
Capelight, 24.03.2017

OT: Don’t Grow Up

 


Das Ende der Unschuld

Äußerst spannender und origineller Beitrag zum Zombiegenre.

Inhalt

Sechs straffällig gewordene Jugendliche sind in einer Einrichtung auf irgendeiner Insel stationiert, als sie eines Tages feststellen, dass die erwachsenen Aufpasser verschwunden ist. Eine coole Situation für die Heranwachsenden, die sich erst Mal ein bisschen gefundenen Alkohol gönnen und ihre Akten studieren. Doch kaum wollen sie in nahe gelegenen Geschäften ein wenig Getränkenachschub holen, plötzlich die Hölle los. Die Erwachsenen fallen wir blutrünstige Tiere über die Kids her und reißen gleich einen der Truppe in den Tod. In Panik fliehend müssen die übrigen Teenager nun versuchen, am Leben zu bleiben. Doch auch sie selbst scheinen nicht gefeit, denn eine Verwandlung in Monster scheint auch ihnen vorbestimmt …

Ja, Alone ist ein Zombiefilm – also irgendwie zumindest. Denn zunächst mal handelt das Werk von Thierry Poiraud von jugendlichen Delinquenten, die plötzlich auf sich allein gestellt sind und mit der neu gewonnenen Freiheit zurechtkommen müssen – gar nicht so leicht, denn jeder der Sechs hat sein Scherflein einer verkorksten Kindheit bei noch verkorksteren Eltern zu tragen. Dass sich Poiraud dem Untoten-Thema auf innovativ-abwechslungsreiche Art und Weise begegnet, hat er schon mit seiner Parodie Goal of the Dead – Elf Zombies müsst ihr sein bewiesen und sein Alone ist ebenfalls außergewöhnlich. Allerdings ohne den Humor von Goal …, denn hier geht’s beklemmend düster zu. Die Bilder der entvölkerten Gegend sorgen für eine ganz besondere Atmosphäre und die Tatsache, dass die Darsteller wirken, als hätte man sie von der Straße weg gecastet, trägt ebenfalls zum Gelingen bei. Die Figuren wirken äußerst authentisch, ohne das typische und überpräsente Schönheitsideal amerikanischer Produktionen. Poirauds Film bezieht den größten Teil seiner Spannung daraus, dass man miträtselt, was vorgefallen sein mag und während der ersten halben Stunde so gar nicht weiß, was als nächstes passieren wird.

Der Thrill während der nächtlichen „Shopping-Aktion“ im Nebel wird sukzessive gesteigert und dann derart jäh unterbrochen, dass einem die Spucke wegbleibt und es die Sprache verschlägt. Dachte man kurz vorher noch an einen dystopischen Sci-Fi-Thriller im Stile eines Ende, herrschen plötzlich Terror und Panik. Weil Alone sich aber nicht auf einen originellen Ansatz, starke Bilder (wahlweise der Natur oder verwüsteter Gegenden und Städte) beschränkt, sondern auch Gesellschaftskritik übt, ragt der Film zusätzlich aus der Masse hervor. Denn tatsächlich überträgt sich das Blutrausch-Virus hier nicht durch Bisse. Vielmehr spielt das Alter eine Rolle, weshalb die (noch) Teenies ihrem Schicksal praktisch nicht entfliehen können. In der zweiten Hälfte reduziert sich das Setting mit offener Gewalt durch Erwachsene ein wenig und integriert deutlich stärker die Coming-of-Age-Aspekte. Dazu nutzt Poiraud die Liebesgeschichte zwischen seinen beiden Hauptakteuren, die zwar ein bisschen bemüht wirkt, aber sehr zärtliche Bilder findet und von einem tollen sphärischen Score begleitet wird. Das Tempo reduziert sich zwar spürbar und irgendwie scheint auch das Ziel des Films aus dem Fokus zu geraten, dennoch wird das Geschehen bei einer Laufzeit von 81 Minuten (inkl. Abspann) nicht zum zähen Langeweiler. Zumal Alone zum Ende hin noch eine spannende Frage aufwirft: In einer Welt, in der die Erwachsenen die Bedrohung sind – wie sollen die Kids da ihre Unschuld behalten?

Bild- und Tonqualität

Da zu Rezensionszwecken lediglich ein Streaminglink von Alone zur Verfügung stand, lässt sich über die Bild- und Tonqualität leider keine fundierte Aussage treffen. Akustisch liegt der Stream nur in 2.0 vor, sodass hier lediglich über die generelle Sprachverständlichkeit ein paar Worte verloren werden können. Die Stimmen sind dabei relativ harmonisch ins Gesamtgeschehen eingebettet – vor allem während der nur dezenten Filmscore-Einlagen. Beim Bild ist der Grundeindruck recht hell und kontrastarm. Farben wirken ausgewaschen und passen sich dem dystopischen Szenario an.

Bonusmaterial

Aufgrund des Streaminglinks, der ohne Bonusmaterial auskommt, entfällt auch die Beschreibung der Extras von Alone.

Fazit

Kind sein, Kind bleiben – Alone hält keine sehr wünschenswerte Zukunftsperspektive fürs Erwachsenwerden bereit. Vielmehr ist er ein (bisweilen ruppiges) Plädoyer, sich selbst in heftigen Zeiten die jugendliche Unschuld zu bewahren. Zu Beginn eher Horrorfilm, zum Ende eher dystopisches Zukunftsdrama mit Coming-of-Age-Aspekten – beides ist sehenswert.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: keine Wertung möglich
Tonqualität (dt. Fassung): keine Wertung möglich
Tonqualität (Originalversion): keine Wertung möglich
Bonusmaterial: keine Wertung möglich
Film: 70%

Anbieter: Capelight Pictures
Land/Jahr: Frankreich/Spanien 2015
Regie: Thierry Poiraud
Darsteller: Fergus Riordan, Madeleine Kelly, McKell David
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 81
Codec: AVC
FSK: 16

Trailer zu Alone

Trailer ALONE (Deutsch)

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