Grießnockerlaffäre

Blu-ray Review

Griessnockerlaffäre Blu-ray Review Cover
EuroVideo, 08.02.2018

OT: –

 


In eigener Sache

Vierter Film-Ausflug in die Krimireihe von Rita Falk.

Inhalt

Mei so an Kater hot da Eberhofer Franz au scho lang nimmer ghabt. Und als wär des net scho schlimm gnua, weckt ihn a no a Sondereinsatzkommando von da Kripo. Da ist nicht nur Hund Ludwig überrascht, sondern auch der Franz selbst. Denn in der Nacht zuvor hatte er noch die Hochzeit vom Kollegen gefeiert. Dummerweise hat er sich dort auch zum wiederholten Mal mit dem kontrollsüchtigen Kollegen Barschl angelegt und ihm im besoffenen Kopf die Dienstwaffe an den Kopf gehalten. Jetzt liegt er da, der Barschl, mit dem Klappmesser vom Eberhofer im Kreuz – tot. Da liegt es nahe, den Franz als dringend tatverdächtig festzunehmen. Und wenn Papa Franz nicht eine Falsch-Alibi-Aussage gemacht hätte, hätte man ihn wohl direkt abgeurteilt. So bekommt er noch mal die Chance, gemeinsam mit Privatdetektiv Rudi zu ermitteln und seine Unschuld zu beweisen. Dabei kommt ihm allerdings gar nicht recht, dass sich die Oma neuerdings so merkwürdig benimmt, seit ein gewisser Paul an der Tür geklingelt hat. Nun muss sich Franz auch noch um seinen eifersüchtigen Vater Sorgen machen, dem’s gor net passt, dass der Paul allweil um die Oma umanand is …

Wer Dampfnudelblues, Winterkartoffelknödel und Schweinskopf al dente sagt, der muss auch Grießnockerlaffäre sagen – oder so ähnlich. Mit der vierten Verfilmung eines Rita-Falk-Krimis kehrt Ed Herzog mit der bewährten Crew aus Schauspielern wieder zurück ins Dorf – Back to Niederkaltenkirchen sozusagen, wo er bei den direkten Vorgängern auch mal das Heil im Ausland suchte. Doch wo Schweinskopf al dente eine ungelenke Susi-Eberharter-Nebenstory verfolgte, integriert Grießnockerlaffäre deren Neverending-doch-nicht-Heiraten-Geschichte viel fließender und gelungener. Das Gleiche gilt für den Subplot mit Paul und Oma Eberhofer, der vor allem Eisi Gulp erneut sensationelle Szenen beschert. Wenn Vater Franz unmotiviert in der Marmelade rumstochert und vor Eifersucht darüber mosert, dass es kein Frühstück mehr gibt; wenn die Oma ihm erklärt, warum sie ihm nie beigebracht hat, wie man die Kaffee macht („weil’s an aner Kaffeemaschine nix zum erklären gibt!“) – dann stellt sich eigentlich nur eine Frage: Wann endlich bekommt Eisi Gulp für die Rolle des Papa Franz endlich einen Filmpreis?
Das Schöne an den Eberhofer-Krimis ist dieses charmant Unperfekte: Die Regie ist bisweilen staksig, die Darsteller hölzern (hier ganz besonders Lilith Stangenberg in der Rolle der Ivana Barschl) und das Timing scheint oft unbewusst nicht perfekt zu sein. Weil die Figuren aber so schrullig-liebenswert und der Humor so wunderbar wortkarg ist, funktioniert gerade dieses Ungeschliffene. Wie seine Vorgänger auch, lässt Grießnockerlaffäre dabei kaum ein Klischee aus, um es auf ganz eigene Art und Weise zu brechen und damit zu spielen – da darf es dann sogar ein Fall von inzestuöser Verwicklung auf einem einsamen Hof in der (Ein)Oed sein – ohne dass es abgeschmackt wirkt Auch die Milieu-Schilderungen von Ivanas Vergangenheit wirken verstaubt – was wiederum nichts ausmacht, weil es (wie immer) gar nicht so sehr um den Fall geht, sondern um die Figuren.

Und die sind schrullig wie eh und je. Gerade Stammtisch-Buddy Flötzinger bekommt noch mal Humor-Unterstützung, wenn er mit Baby Amy-Gertrud im Brusthalter lauthals Whiskey in the Jar grölen darf. Oder wenn Metzger Simmerl daran verzweifelt, dass sein damischer Sohn unbedingt einen Polo (oder Twingo) fahren will. Und wenn die Vier Kumpels in bierseliger Laune DEN Kreisverkehr für Blumenkübel-Surfen missbrauchen, bleibt eh kein Auge mehr trocken. Beim Filmscore geht man wieder den Weg zurück von der Mafia-Musik hin zur Bayern-Polka, die den lakonischen Humor kongenial unterstützt und fast ein wenig Aki-Kaurismäki-Stimmung erzeugt. Geblieben hingegen sind die mittlerweile zum Markenzeichen gewordenen Close-Ups der Darsteller und deren direktes Schauen in die Kamera. Das entwickelt noch verstärkt dieses Gefühl von Skurrilität – gerade wenn Flötzinger mit seiner 27-Dioptrin-Weitsicht-Brille im Fokus steht. Man darf sicher bemängeln, dass die Brüller dieses Mal ein wenig ausbleiben und sich vielmehr so ein 90-Minuten-Dauergrinsen einstellt. Doch weil das heute kaum andere Filme schaffen, ist auch Grießnockerlaffäre der Humor-Konkurrenz mindestens zwei Putenlängen voraus. Und außerdem gibt’s ja noch Knaller-Dialoge wie jenen zwischen Rudi und Franz:
Rudi: „Du gut Kop, I bäd Kop?“
Franz: „Du Blödkopp!“

Bild- und Tonqualität

Grießnockerlaffäre hat sich visuell gegenüber den beiden direkten Vorgängern deutlich verbessert. Das Bild ist nicht mehr so flach und kontrastarm, die Schärfe gelingt besser und die Bildruhe in den dunkleren Szenen ist viel besser. Auch rutschen Farben nicht mehr so sehr ab, wenn die Stimmung dunkler ist. Die Farbgebung bleibt stets natürlich. Lediglich die Spitzlichter auf Gesichtern neigen etwas zum Ausreißen.
Beim Ton gibt’s in Grießnockerlaffäre praktisch kaum Anlass für Dynamik. Die wuchtigste Szenen ist jene mit dem Blumenbottich im Kreisverkehr, zu der es die satten Töne von „Whiskey in the Jar“ zu hören gibt. Schüsse fallen gar nicht, die Effektlautsprecher bleiben bis auf ein paar Soundtrack-Momente praktisch dauerhaft still. Dafür gibt es hier und da nette Stereo-Effekte und sehr gut verständliche Dialoge – also rein akustisch, natürlich.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Grießnockerlaffäre gibt’s die legendären Flirttipps von Flötzinger, ein Making-of und ein Hinter-den-Kulissen-Featurette. Das Making-of läuft gut 25 Minuten und wahrt den gleichen Humor und Ton wie der Film selbst. Das Featurette ist dreiteilig und schildert (kurz) drei einzelne Aspekte des Films selbst.

Fazit

Grießnockerlaffäre kehrt wieder zurück zum einheimischen Szenario mit schrulligen Charakteren. Die Reduktion tut der Serie inhaltlich gut, täuscht allerdings nicht ganz darüber hinweg, dass Sebastian Bezzel dieses Mal etwas müde durch den Film ermittelt. Aber um’s mit den Worten von Papa Franz zu sagen: „Passt scho‘!“
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 70%
Tonqualität (dt. Fassung): 65%
Tonqualität (Originalversion): 65%
Bonusmaterial: 50%
Film: 75%

Anbieter: EuroVideo
Land/Jahr: Deutschland 2017
Regie: Ed Herzog
Darsteller: Sebastian Bezzel, Simon Schwarz, Lisa Maria Potthoff, Enzi Fuchs, Eisi Gulp, Branko Samarovski, Nora von Waldstätten, Lilith Stangenberg, Franziska Singer, Francis Fulton-Smith, Gerhard Wittmann, Sigi Zimmerschied,
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de
Bildformat: 1,85:1
Laufzeit: 90
Codec: AVC
FSK: 12

Trailer zu Grießnockerlaffäre

Grießnockerlaffäre Trailer deutsch

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