Headshot

Blu-ray Review

Headshot Blu-ray Review Cover
Koch Media, 08.06.2017

OT: Iko Uwais Headshot

 


Verlorener Sohn

Actionreicher Nachschub aus Indonesien.

Inhalt

Der Junge Mann wacht aus dem Koma auf, ohne sich daran zu erinnern, warum er im Krankenhaus liegt und ihn vor einigen Monaten jemand eine Kugel in den Kopf feuerte. Nur Erinnerungsfragmente tauchen vor seinem geistigen Auge auf. Die Krankenschwester Ailin, die sich während der ganzen Zeit um ihren Patienten gekümmert hatte, übernimmt das auch noch nach dessen Erwachen. Doch bald muss sich Ishmael, wie sich der Neugeborene fortan nennt, um Ailin kümmern, denn ein paar böse Kerle haben es auf ihn abgesehen und bedrohen damit auch die Krankenschwester. Warum die Gang des Lee hinter Ishmael her ist, weiß er (noch) nicht. Doch wie er sich verteidigen kann, das fällt ihm immer mehr ein …

Vor gut sechs Jahren gab’s schon mal einen fernöstlichen „Kopfschuss“. In Headshot hatte seinerzeit ein Ex-Polizist einen fast tödlichen Schuss erlitten, lag daraufhin lange im Koma und sah von da an die Welt nur noch auf dem Kopf. Der Film aus Thailand hat aber außer der Grundprämisse nur wenig mit diesem indonesischen Headshot gemein. Vielmehr erinnert das Werk von Kimo Stamboel und Timo Tjahjanto (die ansonsten meist als „Mo Brothers“ auftreten und als solche zuletzt den harten Thriller Killers inszenierten) an eine Mischung aus The Raid und Ong-Bak. Dass es die beiden eingespielten Regisseure mit ihrem in zweieinhalb Wochen geschriebenen Skript ernst meinen, zeigt sich schon während der ersten zehn Minuten, in denen mehr Blut fließt als in manch anderen Actionfilmen über die volle Laufzeit. Was Headshot in seiner Eröffnung zeigt, reichte Oliver Stone in seinem Natural Born Killers als Finale. Und so muss man als Freund fernöstlicher Gewaltorgien auch praktisch auf nichts verzichten. Hier geht’s zur Sache … und zwar so richtig. Anlass genug, den Film bei der Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO) einzureichen, nachdem die FSK ihre Freigabe verweigerte Die SPIO hingegen vergab für den ungeschnittenen Film ihr „sanftes“ Siegel „Keine schwere Jugendgefährdung“ – Kompliment deshalb an Anbieter Koch Media. Der Rechteinhaber verzichtet auf eine geschnittene Fassung und bietet lediglich die uncut Version an – wenngleich das Risiko einer Indizierung hier größer erscheint.
Wer nach den beiden „The Raid“-Filmen Entzugserscheinungen von völlig wahnwitzig überdrehter Action aus Südostasien hat, ist an der richtigen Stelle bei diesem völlig durchgeknallten Stück Action, für den die lose zusammengestückelte Rahmenhandlung nur dazu dient, die abgefahrenste Gewalt und unfassbarsten Stunts diesseits von „Ong-Bak“ abzubrennen. Völlig atemlos eilt der Film von „Killers“-Macher Timo Tjahjanto von einer irren Szene zur nächsten. Fans kommen hier voll auf ihre Kosten. Schwerer Kultverdacht.

Für den Zuschauer bedeutet das ausufernde und gewaltvolle Fightszenen sowie krasse Shootouts, die gerne auch mal ein bisschen mehr Blut spritzen lassen als jene in vergleichbaren Filmen. Hier darf der Angreifer auch direkt zehnmal mit dem Totschläger auf einen Kopf eindreschen, wo die FSK vermutlich nur einen einzigen Schlag erlaubt hätte (22’16). Noch mehr Spaß machen aber die innovativ gefilmten Szenen. Wenn Ishmael seinen ersten Kontrahenten im Krankenhaus entwaffnet und die Kamera das in Super-Slow-Motion einfängt, weiß der Zuschauer von Headshot, dass in dem freundlichen jungen Mann doch ein bisschen mehr steckt, als nur ein zufälliges Opfer einer Schießerei (29’38). Hier kann Hauptdarsteller Iko Uwais erstmals zeigen, warum er in Raid und Raid 2 absolut perfekt besetzt war. Seine Physis und Schnelligkeit (man beachte die Faustschläge gegen Lee im Finale 105’25) sowie seine Ausbildung in der traditionellen Kampfkunst Silat, die er schon ab seinem zehnten Lebensjahr wahrnahm, lassen ihn zum perfekten Kämpfer werden Und weil er eben auch ganz gut schauspielern kann und außerdem ein sympathischer Typ ist, schreibt man ihm die Rollen mittlerweile auf den Leib. Dass der Film auf fast zwei Stunden Laufzeit einen Hauch von Nichts als Story transportiert und mit kurzen Unterbrechungen eigentlich nur von einer zur nächsten Kampfszene wechselt? Geschenkt, wenn es bisweilen so viel Spaß macht wie hier. Und weil das Regieduo durchaus auch für Humor-Einlagen gut ist, gibt’s auch mal witzige Missgeschicke während der Fights. Bei denen muss man im Übrigen ausdrücklich Kameramann Yunus Pasolang loben, der bisweilen hautnah an seinen Protagonisten ist und deren Bewegungen 1:1 mitmacht. Ob das Drehungen am Boden oder eine komplette Upside-Down-Visualisierung ist – stets entsteht eine herausragende Dynamik.
Was visuell wirklich Freude bereitet, ist in Sachen Lauflänge bisweilen etwas zäh und weil die Geschichte nun wirklich arg dünn ist, stellt man sich beispielsweise die Frage, warum zum Henker dieser Lee (obschon Asiate) denn nun Englisch spricht?

Bild- und Tonqualität

Sieht man in Filmen aus Indonesien oder Thailand oft und ist auch hier der Fall: Das Bild von Headshot ist extrem grün eingefärbt und wirkt dadurch flau im Kontrast, kränklich und matschig. Dazu gibt’s massives color banding schon direkt zu Beginn und auch später noch (1’10/1’52/61’50). Dazu gesellt sich ein deutliches Korn, das nur während sehr gut ausgeleuchteter Tageslichtszenen nachlässt. Dann stimmen auch schon mal die Kontraste. Im weiteren Verlauf lässt der Grünstich nach und die Farben werden natürlicher. Dennoch bleibt der Look inkonsistent und wenig ausgewogen.
Akustisch gibt’s zwar schon mal ein paar Geräusche von den Rearspeakern, aber gerade der oft trommelnd-perkussive Soundtrack hätte noch mehr Offenheit vertragen. Selbst die teils ausgiebigen Schusswechsel wollen nicht so recht aus den rückwärtigen Surrounds kommen und tummeln sich lieber mit ausgedehntem Stereo-Effekt und etwas Druck auf den Frontspeakern und dem Sub. Allerdings gibt es hin und wieder doch direktionale Sounds aus den hinteren Lautsprechern. Meist ist das der Fall, wenn ein visuelles Gimmick akustisch unterstützt wird (wegschleudernde Pumpgun 77’14).

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Headshot gibt es drei Featurettes. Eines behandelt die Handlung & Charaktere, ein zweites kümmert sich um die Actionchoreographie und das letzte ist ein „Am Set“-Bericht.

Fazit

Headshot liefert spektakuläre Fights und ziemlich viel Blut. Allerdings zwischendrin auch ein bisschen Zähfluss, denn das in zweieinhalb Wochen zusammengeschriebene Drehbuch liefert einfach nicht genug Futter für eine emotionale Bindung an die Figuren. Die Blu-ray dürfte dazu noch ein besseres Bild und einen effektvolleren Sound liefern. Wirklich klasse ist aber, dass Koch Media den Film ungeschnitten als SPIO-JK unters Volk bringt.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 55%
Tonqualität (dt. Fassung): 60%
Tonqualität (Originalversion): 60%
Bonusmaterial: 40%
Film: 70%

Anbieter: Koch Media
Land/Jahr: Indonesien 2016
Regie: Kimo Stamboel, Timo Tjahjanto
Darsteller: Iko Uwais, Chelsea Islan, Sunny Pang, Julie Estelle, Ganindra Bimo, David Hendrawan
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, Bahasa Indon
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 118
Codec: AVC
FSK: SPIO JK: ksJ

Trailer zu Headshot

HEADSHOT Trailer US (2017) Iko Uwais Action Movie

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
0 Kommentare
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anschauen!