Blu-ray Review
OT: Cave
Höhlendrama
Drei junge Menschen, eine Höhle und ein paar Tote – norwegischer subterraner Thriller.
Inhalt
Charlotte und Adrian haben ihren Freund Viktor seit mindestens einem Jahr nicht mehr gesehen. Nun wollen die drei ehemaligen Elite-Soldaten ihr Wiedersehen mit einem Abenteuer begehen und ein großes, teils noch unerforschtes Höhlensystem im kalten Norden Norwegens erkunden. Zunächst wirkt alles vollkommen entspannt. Man genießt die gemeinsame Zeit, schwelgt in Erinnerungen und freut sich auf das Abenteuer. Vor Ort geht’s dann zügig in die Höhle. Und auch dort wirkt erst einmal alles wie geplant. Als sie in der Tiefe jedoch auf ein verlassenes, blutverschmiertes Zelt treffen, ahnen sie, dass etwas seltsam ist. Was da allerdings in der Tiefe auf sie wartet, wissen sie noch nicht wirklich. Und auch nicht, dass dies der Beginn eines Albtraums ist …
The Cave – Bis zum letzten Atemzug schlägt ohne Umschweife in die gleiche Kerbe, die auch The Descent oder (der andere) The Cave bereits vorgearbeitet haben. Allerdings warten hier keine Kreaturen auf das Trio. Der Schrecken ist vielmehr irdischer Natur. Inszenatorisch hält sich der skandinavische Film nicht nicht lange mit Vorgeschichte oder Geplänkel auf. Ein Telefon-Anruf aus dem Off reicht aus, um die Geschichte direkt in Gang und das Trio damit auf den Weg zur Höhle zu bringen. Die Strecke dahin nutzt Regisseur Henrik Martin Dahlsbakken für beeindruckende Bilder der verschneiten Landschaft Norwegens und rasant geschnittene Szenen-Abfolgen der beiden Fahrzeuge. Bis zur Ankunft an der Höhle dauert es auch nicht lange und mal abgesehen von einer unnötigen Sex-Szene sowie einem wenig nachvollziehbaren Scherz, den Adrian mit Viktor macht, geht’s dann auch zügig in den dunklen Abgrund. Spannung entsteht hier relativ zügig, da schon nach gut einer halben Stunde feststeht, dass hier irgendwas nicht stimmt. Hinwegsehen sollte man allerdings über das ebenso leichtsinnige wie unlogische Verhalten der drei Freunde in der Höhle. Von gegenseitiger Absicherung und „Zusammenbleiben“ in unerforschtem Gebiet scheinen sie jedenfalls noch nichts gehört zu haben – und das bei ehemaligen ELITE-Soldaten. Dinge, die den pingeligen Filmfan durchaus ärgern können und dürften.
Dass The Cave dann durchaus anders verläuft als der gleichnamige Thriller von 2005 oder der artverwandte The Descent ist eine kleine Überraschung und unterläuft etwas die Erwartungshaltung des Zuschauers. Dank den versiertem Kameraumgang sieht der Film sogar richtig nach US-Produktion aus und sorgt mancherorts wirklich für Beklemmung und Atemnot beim Zuschauer. Unter Klaustrophobie leidende Zuschauer bekommen einiges geboten, was den Puls schneller schlagen lässt. Von endlosen Tunneln bis hin zu Luftknappheit unter Wasser wird den Protagonisten eine ganze Menge abverlangt. Die Enge in der Höhle und die zunehmenden Diskrepanzen zwischen den drei Freunden – das macht die Spannung von The Cave aus. Was am Ende aber leider fehlt, sind so ein bisschen die Beweggründe und ein paar Unterfütterungen für den Sinneswandel eines der drei Höhlen-Abenteurer. Was zwischendurch an Konfliktpotenzial aufgezeigt wird, will so recht nicht ausreichen, um die darauf folgenden Taten zu erklären. Hier wäre es schön gewesen, wenn (vielleicht in Rückblenden oder Einschüben) etwas mehr über die Hintergründe zu erfahren gewesen wäre. Dennoch bietet das entwickelte Szenario Potenzial für ein paar aufregende und sogar blutige Momente. Und dass die grüne Nachtsicht einer entsprechenden Kamera für Spannung sorgt, wusste schon Jonathan Demme bei Das Schweigen der Lämmer. Wer damals schon an den Nägeln kauen musste, der wird auch hier erneut mit ziemlich nervenzerrenden Szenen konfrontiert. Oft ist es dabei ja dann das, was man NICHT sieht (oder nicht so bald), was für den Thrill sorgt. Das Ende ist übrigens komplett offen für neue Schandtaten, die ein offenbar beschlossener zweiter Teil dann schildern darf. Vielleicht hält der ja dann auch ein paar Antworten auf bisher offene Fragen parat.
Bild- und Tonqualität
So richtig scharf ist das Bild von The Cave zwar dauerhaft nicht, aber dafür sogar in den dunklen Höhlen-Szenen erstaunlich ruhig. Das kennt man von digital gedrehten Filmen auch anders. Gerade, wenn die ISO-Zahl der Kamera höher gedreht werden muss, um entsprechend für halbwegs erkennbare Details zu sorgen. Was sich bei 8 Bit Farbtiefe nicht ganz vermeiden lässt, sind die ganz leichten Banding-Effekte, wenn in der Höhle eine rote Magnesiumfackel angezündet wird oder im späteren Verlauf nur rötliches Restlicht das Innere des Zelts ausleuchtet. Grundsätzlich bleiben die Farben aber in der Höhle ebenfalls kräftig und der Kontrastumfang punktet mit sattem Schwarz und hellen Lichtern. Hautfarben bleiben die meiste Zeit ein wenig rosig, was sie gesund, aber nicht sonderlich natürlich aussehen lässt. Sehr schön zur Geltung kommen hingegen die wunderschönen Aufnahmen der norwegischen Natur. Zwar sind diese Szenen relativ kühl gefiltert, aber das passt natürlich hervorragend zum Setting.
Der Sound von The Cave – Bis zum letzten Atemzug liegt in DTS HD-Master vor – allerdings nur auf deutsch, nicht in der Originalsprache Norwegisch. Die Synchro macht aber schon von Beginn an alles richtig. Der Subwoofer pumpt zu den Bildern der Höhle als müsse er in diesen Momenten schon alle von seinem Dasein überzeugen. Und die zwei Zylinder der Harley Davidson drücken ebenfalls ordentlich dynamisch ihre Abgase ins Heimkino. Auch die Szenen am Wasserfall geraten sehr lebhaft und effektvoll. Einzig die deutschen Dialoge sind eine Spur zu laut und drohen schon mal, etwas zu übersteuern. Vor allem, wenn man Fan von etwas lauterem Hören ist. Hier ist es durchaus angebracht, den Pegel vom Center etwas abzumildern. Tut man das nicht, lässt es sich aber aufgrund der stimmungsvollen Vertonung in der Höhle dennoch verschmerzen. Denn dort wird der Nachhall der Stimmen ziemlich realistisch auf die Lautsprecher verteilt. Ein ganz gehöriger Anteil der Gruselatmosphäre wird im Inneren der Höhle über die Akustik und die Tonqualität der Blu-ray generiert. Außerdem gibt’s hier immer wieder Anlass für direktionale Effekte wie tropfendes Wasser von den Rears oder ein Knacksen von undefinierbarer Herkunft – klasse. Diese oft beiläufigen Sounds sind es, die immer wieder für Stimmung und Spannung sorgen.
Bonusmaterial
Die Blu-ray von The Cave macht es dem Betrachter leicht: Über das Menü lässt sich nur zwischen „Filmstart“ und „Trailer“ differenzieren. Eine Sprachauswahl gibt’s ebenso wenig wie hinzugefügtes Bonusmaterial. Schade, wenn man bedenkt, dass die Dreharbeiten vermutlich nicht ohne gewisse Anstrengungen abliefen und man durchaus mal gerne erfahren hätte, wie die klaustrophobischen Szenen in der Höhle realisiert wurden.
Fazit
The Cave nutzt das Potenzial der Enge in der Höhle nicht so effektiv, wie man es sich von einem Film mit der Thematik gewünscht hätte. Dafür unterläuft er die gängige Erwartungshaltung und ist überraschend anders als man erwarten könnte. Die Schauspieler überzeugen in ihren Rollen und die Kameraarbeit trägt maximal dazu bei, dass man sich im Inneren der Höhle ziemlich unwohl fühlt. In Summe macht das auf jeden Fall Lust auf den angekündigten zweiten Teil. Und wenn der genauso effektiv vertont ist wie dieser hier, dann dürfen sich auch Soundfreaks auf eine Fortsetzung freuen.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität: 70%
Tonqualität (dt. Fassung): 80%
Tonqualität (Originalversion): nicht vorhanden
Bonusmaterial: 5%
Film: 65%
Anbieter: Lighthouse Home Entertainment
Land/Jahr: Norwegen 2016
Regie: Henrik Martin Dahlsbakken
Darsteller: Heidi Toini, Mads Sjøgård Pettersen, Benjamin Helstad, Ingar Helge Gimle
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 80
Codec: AVC
FSK: 16
(Copyright der Cover, Szenenbilder und vergleichenden Screenshots: © 2018 Lighthouse Home Entertainment)
Trailer zu The Cave
So testet Blu-ray-rezensionen.net
Die Grundlage für die Bild- und Tonbewertung von Blu-rays und Ultra-HD-Blu-rays bildet sich aus der jahrelangen Expertise im Bereich von Rezensionen zu DVDs, Blu-rays und Ultra-HD-Blu-rays sowie Tests im Bereich der Hardware von Unterhaltungselektronik-Komponenten. Gut zehn Jahre lang beschäftigte ich mich professionell mit den technischen Aspekten von Heimkino-Projektoren, Blu-ray-Playern und TVs als Redakteur für die Magazine HEIMKINO, HIFI TEST TV VIDEO, PLAYER oder BLU-RAY-WELT. Während dieser Zeit partizipierte ich an Lehrgängen zum Thema professioneller Bildkalibrierung mit Color Facts und erlangte ein Zertifikat in ISF-Kalibrierung. Wer mehr über meinen Werdegang lesen möchte, kann dies hier tun —> Klick.
Die technische Expertise ist aber lediglich eine Seite der Medaille. Um stets auf der Basis von aktuellem technischen Wiedergabegerät zu bleiben, wird das Testequipment regelmäßig auf dem aktuellen Stand gehalten – sowohl in puncto Hardware (also der Neuanschaffung von TV-Displays, Playern oder ähnlichem, wenn es der technische Fortschritt verlangt) als auch in puncto Firmware-Updates. Dazu werden die Tests stets im komplett verdunkelbaren, dedizierten Heimkino angefertigt. Den Aufbau des Heimkinos könnt ihr hier nachlesen —> Klick.
Dort findet ihr auch das aktuelle Referenz-Gerät für die Bewertung der Tonqualität, das aus folgenden Geräten besteht:
- Mainspeaker: 2 x Canton Reference 5.2 DC
- Center: Canton Vento 858.2
- Surroundspeaker: 2 x Canton Vento 890.2 DC
- Subwoofer: 2 x Canton Sub 12 R
- Heights: 4 x Canton Plus X.3
- AV-Receiver: Denon AVR-X4500H
- AV-Receiver: Pioneer SC-LX59
- Mini-DSP 2x4HD Boxed
Das Referenz-Equipment fürs Bild findet ihr wiederum hier aufgelistet. Dort steht auch, wie die Bildgeräte auf Norm kalibriert wurden. Denn selbstverständlich finden die Bildbewertungen ausschließlich mit möglichst perfekt kalibriertem Gerät statt, um den Eindruck nicht durch falsche Farbtemperaturen, -intensitäten oder irrigerweise aktivierten Bild“verbesserern“ zu verfälschen.