Turbo Kid uncut

Blu-ray Review

Tubo Kid uncut Blu-ray Review Cover
WVG/LFG, seit 12.11.2015

OT: Turbo Kid

 


Zurück in die Zukunft

Mad Max für Arme? Großer Spaß oder purer Trash? Turbo Kid ist irgendwie alles auf einmal.

Inhalt

Die Zukunft im Jahre 1997 – der Planet ist eine trostlose Einöde geworden und Überlebende sind entweder als Einzelgänger unterwegs oder dienen dem skrupellosen Warlord Zeus. The Kid ist nicht nur ein Fan der Comicreihe „Turbo Rider“, sondern versucht sich alleine auf seinem BMX durchs Leben zu schlagen (und zu plündern). Als ihm die schrille Apple begegnet, ist er zunächst schwer genervt von der vollkommen überdrehten und nicht weniger naiven Frau. Aber was soll’s: The Kid ist Menschenfreund und nimmt sie mit auf seine Streifzüge. Bis sie eines Tages von einem Schergen Zeus‘ gefangengenommen wird und in dessen Arena bluten soll. The Kid muss also zu einer Rettungsmission aufbreichen, wobei ihm seine Superlaserwaffe hilfreich ist. Ein wenig fühlt er sich wie die Titelfigur in seinen Comics und schafft es tatsächlich, Apple wieder zu befreien. Allerdings hat er nun so richtig Ärger mit Zeus …

Wenn man Mad Max (noch aktuell: Fury Road) schon kopiert, dann bitte so: Turbo Kid ist so etwas wie der Ritter der Kokosnuss der postapokalyptischen Endzeitfilme und voller irrsinniger Ideen und ebensolcher Splattereskapaden. Bis ins Absurd überzogene spritzen hier Lebenssäfte jeder Farbe durch die Gegend, was aufgrund der comichaften Überhöhung sogar mit einer FSK-16-Freigabe durchging. Wer schon lange mal wieder ein Werk genießen wollte, in dem Arme abgetrennt, Bäuche durchgeschnitten und Gesichter in mühlende Zahnräder gedrückt werden, der liegt bei Turbo Kid gold- (oder sollte man sagen blutrot)-richtig. Was da beispielsweise ab Minute 70 abgefeiert wird, hat schon gewisse Braindead-Qualitäten. Natürlich ist das Ganze günstig(er) produziert und ein bisschen Glitter im Gesicht als Make-up, ein paar alte BMX- oder Bonanza-Räder und bunt bemalte Helme (oder wahlweise ein umgedrehter Lampenschirm) müssen zunächst als Ausstattung und Accessoires ausreichen, doch gerade das macht den Film so charmant. Für teures Geld tolle Effekte machen kann jeder. Mit Niedrigstbudget zu haushalten und dabei noch etwas Fantasievolles auf den Weg zu bringen, erfordert hingegen Kreativität. Und obschon es bereits grundsympathisch ist, wenn ein 2015er-Film seine Zukunftsvision auf das Jahr 1997 zurückdatiert, gesellt sich noch der vollkommen verpopte Synthie-Soundtrack der 80er/90er Jahre hinzu, der dem Film genau die trashige Konnotation verpasst, um als zeitgenössischer Kollege der ersten beiden Mad Maxe durchzugehen. Dass es dabei auch mal zu kleinen Längen kommt, sei verziehen – vor allem in Anbetracht eines ziemlich furiosen Finales. Darstellerisch bietet Turbo Kid zwar keine große Prominenz, Munro Chambers als Kid und Laurence Leboef als Apple agieren aber mit viel Leidenschaft. Michael Ironside (Starship Troopers), der zuletzt nur wenig Glück bei seiner Filmauswahl hatte, spielt in Turbo Kid wie entfesselt auf und sieht – im Gegensatz zu einigen seiner aufgedunsenen B-Movie-Kollegen aus der Hochzeit der entsprechenden Filme noch überraschend gut aus.

Bild- und Tonqualität

Turbo Kid kommt mit einem durchgängig etwas zu hellen Bild, schwacher Kontrastierung und starkem Rauschen in den dunkleren Bereichen oder auf uniformen Hintergründen. Ironsides Konterfei ist bisweilen sehr scharf, allerdings sind Halbtotale schon wieder ziemlich schwach aufgelöst. Farben dürften zudem kräftiger sein – was wiederum etwas schade ist, wenn der Lebenssaft in Hektolitern fließt.
Vom Sound her muss man bei Turbo Kid ebenfalls Abstriche machen. Für eine effekt- und druckvolle Postproduktion war offenbar nicht wirklich genug Geld vorhanden. So ist es dann vor allem der Synthie-Score, der für räumliche Darstellung sorgt und das Geschehen auch mal auf die Rearspeaker verlagert. Die Soundeffekte während der Bluttaten bleiben meist auf die Frontlautsprecher bezogen, die Stimmen gelangen recht gut verständlich ans Gehör, sind aber etwas dünn.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Turbo Kid findet sich neben den Originaltrailern noch eine Bildgalerie mit Momentaufnahmen des Drehs.

Fazit

Turbo Kid ist eine hochsplattrige Mixtur aus Mad Max, Kick-Ass und Braindead im Gewand eines Trashfilms – Spaß- und Blutfaktor hoch!
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 60%
Tonqualität (dt. Fassung): 60%
Tonqualität (Originalversion): 60%
Bonusmaterial: 15%
Film: 70%

Anbieter: WVG/LFG
Land/Jahr: NZ/CA 2015
Regie: François Simard, Anouk Whissell, Yoann-Karl Whissell
Darsteller: Munro Chambers, Laurence Leboeuf, Michael Ironside, Edwin Wright, Aaron Jeffery, Romano Orzari
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en // dts HD-Master 2.0: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 93
Codec: AVC
FSK: 16