Der kleine Lord (1980)

Blu-ray Review

EuroVideo, 10.11.2016

OT: Little Lord Fauntleroy

 


Familienerbe

Nach dem „Original“ im letzten Jahr, kommt dieses Jahr die allseits beliebte BBC-Verfilmung von 1980 auf Blu-ray.

Inhalt

Von hier aus soll Little Lord Fauntleroy später seine Geschäfte leiten

Cedric ist Sohn eines englischen Aristokratensohns und einer amerikanischen Frau aus der einfachen Gesellschaft. Da der Vater früh verstarb, lebt der Junge nun mit seiner Mutter in Brooklyn, New York. Dort erreicht ihn irgendwann ein Gesandter des Earl von Dorincourt, dem Großvater Cedrics. Dem Earl sind die Nachfahren ausgegangen, weshalb der Enkel nun in die Fußstapfen des nicht mehr ganz taufrischen Earls treten soll. Nur ungerne gibt Cedrics Mama nach und reist mit ihrem Sohn nach England. Da der Earl rein gar nichts von Amerikanern hält, schließt er jeden Kontakt mit der Mutter seines Enkels aus und lässt sie nicht mit im Schloss leben. Griesgrämig und mürrisch hat sich der Earl hinter den Mauern seines Anwesens verschanzt und behandelt seine Untertane nur mäßig freundlich. Seine Pächter lässt er sogar an der langen Hand verhungern. Cedric, dessen Sozialisation in den Straßen Brooklyns aus ihm einen hemdsärmeligen und gutmütigen Menschen gemacht hat, sieht das allerdings anders und hilft bei der nächstbesten Gelegenheit einem lahmen Jungen. Cedrics Aktionen bleiben nicht unbemerkt und im ganzen Dorf spricht sich bald herum, dass ein spendabler und herzensguter Lord eingereist sei. Je länger der Junge bei seinem Großvater ist, desto stärker wird dessen Einfluss auf den missmutigen Earl. Nach und nach weicht dessen harte Schale auf und die zwei werden zu besten Partnern. Doch dann droht neues Unheil …

Cedric begegnet seinem Großvater mit Respekt und Liebe – trotz dessen Griesgrämigkeit

„Wenn du groß bist, wirst du Demokrat!“ – Gemischtwarenhändler Mr. Hobbs, der stets den Kampf des kleinen Mannes kämpft, gibt Cedric eindrücklich zu verstehen, was er von den Republikanern hält. Was Cedric-Darsteller Rick Schroder angeht, hat das zwar nicht geklappt (der später erwachsene Kinderstar wurde gar Mitglied in der erzkonservativen National Rifle Association), aber die 1980er BBC-Produktion des klassischen Stoffs hat das Herz stets am rechten Fleck. Kein Wunder, dass Der kleine Lord heute jedes Jahr pünktlich zu Weihnachten im deutschen Fernsehen gezeigt wird, denn obwohl die Originalverfilmung von 1936 ebenfalls ihren Charme hat und zu Unrecht im Schatten dieser 1980er-BBC-Produktion steht, hat sie eben nicht Sir Alec Guinness. Der britische Charaktermime ist einfach sensationell gut. Und das sowohl in seinen anfänglich mürrischen Szenen, als auch später, wenn er plötzlich auflebt und sichtlich Spaß daran findet, Konservendosen-Fußball zu spielen. Im Zusammenspiel mit dem unfassbar natürlich aufspielenden Rick Schroder ist Jack Golds Version der Geschichte ganz und gar auf die beiden zugeschnitten. Die zugrundeliegende Geschichte mag zwar (auch für 1980er Verhältnisse) arg plakativ und bisweilen klischeehaft sein – gerade in dem Moment, in dem Cedrics Mutter auf die Verhältnisse in Earl’s Lane trifft. Und auch des Earl’s plötzlich sehr milde Einstellung selbst dem Rumgehopse auf seiner Feier gegenüber wirkt ein wenig übertrieben, doch am Ende zählt, was dabei rauskommt und Der kleine Lord bewegt auch heute noch die Herzen von Groß und Klein. Neben Guinness und Schroder ist der Film für eine TV-Produktion erstaunlich gut bis in die Nebenrollen besetzt. Connie Booth, die vor allem Monty-Python’s-Fans aus der gemeinsamen Zeit mit John Cleese (die beiden waren zehn Jahre lang verheiratet) bei Fawlty Towers kennen, ist als Mutter geradezu herausragend gütig und Sir Patrick Stewart darf als Angestellter des Earl dem jungen Cedric das Reiten beibringen. Wer genau hinsieht (und -hört), wird nach gut 75 Minuten auch Bill Nighy erkennen, der als Offizier auf dem Fest anwesend ist. Neben der rührenden Geschichte und den Darstellern ist die Austtattung erwähnenswert – immerhin drehte man die Szenen in England auf dem altehrwürdigen Belvoir Castle in der Grafschaft Leicestershire.

Bild- und Tonqualität

Cedrics Mutter ist für den Jungen Ein und Alles

Für die Blu-ray-Fassung von Der kleine Lord wurde eine sanfte Restaurierung vorgenommen, die sich vor allem erstaunlich frei von Defekten und Schmutzpartikeln zeigt. Hier und da ein kleines Blitzen oder ein Drop-out – mehr findet man hier nicht. Die leichten Helligkeitsschwankungen während des Vorspanns zeigen sich im laufenden Film nicht mehr und die Schärfe ist überraschend gut geworden. Die Detailauflösung in Cedrics Haar ist wirklich gut und Farben kommen recht ausgewogen rüber. Natürlich reißen die grünen Wiesen Englands und rote Lippen keine Bäume aus, aber Dicks rotes Halstuch kommt kräftig rüber. Die vorhandene Körnung ist während der Außenaufnahmen in England relativ stark und auch nicht ganz so hübsch. Während der Innenraumszenen lässt das aber nach und der Gesamteindruck wird ruhiger. Die feinen Tweetstoffe der Anzüge wirken manchmal sogar richtig dreidimensional – alles im Rahmen dessen, was eine TV-Produktion von vor 35 Jahren an Ausgangsqualität liefern konnte.
Akustisch liegt Der kleine Lord in PCM 2.0 Stereo vor, der seine Stereo-Basis aber meist verschweigt und aus beiden Lautsprechern dieselben Informationen zum Zuhörer schickt. Während Stimmen sehr gut verständlich (manchmal vielleicht etwas aufgeregt) klingen, sind Geräuscheffekte wie das Auffalten eines Blatt Papieres etwas zu dominant. Die Halleffekte im riesigen Schloss erzeugen ein recht authentisches Gefühl von Größe.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Der kleine Lord findet sich nur der Trailer des Films.

 

Fazit

Die 1980er Fassung von Der kleine Lord ist einfach ein bewegender und toll gespielter Familienfilm, der zum Weihnachtsfest mit den besten Vorsätzen und voller Menschlichkeit in jedes Herz Einzug hält.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 65%
Tonqualität (dt. Fassung): 50%
Tonqualität (Originalversion): 50%
Bonusmaterial: 5%
Film: 80%

Anbieter: EuroVideo
Land/Jahr: GB 1980
Regie: Jack Gold
Darsteller: Rick Schroder, Sir Alec Guinness, Eric Porter, Connie Booth, Colin Blakely, Sir Patrick Stewart, Bill Nighy
Tonformate: Dolby Digital 2.0 Mono: de // PCM 2.0: en
Bildformat: 1,78:1
Laufzeit: 102
Codec: AVC
FSK: 0

Trailer zu Der kleine Lord

Der kleine Lord - Der original Weihnachtsklassiker

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Sascha

Ein schönes, kompaktes Review zu meiner persönlichen Nummer 1 für die alljährliche Weihnachtszeit.