Lieber Weihnachtsmann

Blu-ray Review

Lieber Weihnachtsmann Blu-ray Review Cover
Universum Film, seit 30.10.2015

OT: Le père Noel

 


Santas Little Helper

Nicht der gewöhnliche Weihnachtsfilm …

Inhalt

Antoine ist sechs Jahre alt und schon in festlicher Stimmung. Er glaubt noch fest an den Weihnachtsmann und würde so gerne mal auf dem Schlitten des rotbemantelten Geschenkebringers mitfahren. Als dann, am Heiligabend tatsächlich Santa Claus auf dem Balkon der Familie landet, wähnt sich Antoine am Ziel. Was der kleine Junge nicht weiß: Der Mann mit langem Rauschebart ist ein Einbrecher, der sich als Weihnachtsmann verkleidet durch die Wohnungen der Nachbarn schleicht und Dinge mitnimmt anstelle etwas dazulassen. Der diebische Santa staunt nicht schlecht, als sich der fromme Köttel selbst durch rigorose Maßnahmen einfach nicht abschütteln lässt. Doch während die Nacht voranschreitet, merkt der verbrecherische Santa, dass er den Knirps noch brauchen kann

„Ja ist denn schon Weihnachten?“ Der überraschte Spruch eines Ex-Fußballers in einem Werbespot des jungen und neuen Jahrtausends könnte sich aufdrängen, wenn man mit Lieber Weihnachtsmann einen der ersten Festtags-Familienfilm des Jahres in den Läden stehen sieht. Jetzt ist es mit Weihnachtsfilmen immer so ein Ding: Entweder sie sind hochgradig albern oder dermaßen kitschig und zuckersüß, dass einem gerade Anfang November der Schmalz mindestens so auf den Zeiger geht wie Dominosteine, die schon seit Oktober in den Supermärkten stehen. Natürlich bestätigen auch in diesem Genre Ausnahmen die Regel – und Lieber Weihnachsmann hat durchaus das Zeug dazu, zu diesen Ausnahmen zu gehören. Immerhin geht’s hier ziemlich sarkastisch und bisweilen fast böse zu. Einen Santa Claus, der einen kleinen anhänglichen Jungen in eine Mülltonne steckt, um ihn loszuwerden, sieht man ja auch nicht alle Tage. Der französische Film lebt vom Zusammenspiel des höchst ungleichen Hauptdarstellerpaares und von der sich daraus entwickelnden Komik. Wenn der im Film als Le Père Noël bezeichnete Dieb Antoines Weihnachtsleidenschaft dazu ausnutzt, ihn zu seinem Gehilfen zu machen, ist vom typisch Kitschigen anderer Feiertagsfilme nicht mal ein Hauch übrig. Zwar steuert die Geschichte auch hier auf ein entsprechend versöhnliches Ende hin, doch die Gegensätzlichkeit der Charaktere entwickelt einen ganz eigenen Reiz. Die Typen, mit denen der Outlaw abhängt, sind allesamt ziemlich kaputt und das antiseptische, klinisch reine Weihnachten findet hier überhaupt nicht statt. Tahar Rahim (Heute bin ich Samba) in der Rolle des Santa macht seine Sache dabei genauso gut wie Victor Cabal als Antoine. Rahim verleiht seiner Figur trotz deren kriminellen Hintergrunds einen warmherzigen Touch. Man kann es ihm irgendwie gar nicht so richtig übelnehmen, dass er den Jungen zunächst nur für seine Zwecke ausnutzen will – zumal er ja irgendwann die Kurve bekommt. Cabal ist gar eine kleine Entdeckung. Der gerade mal sechs Jahre alte Junge agiert unverkrampft und ziemlich natürlich. Wie er seinen scheinheiligen Begleiter immer wieder anmeckert, weil dieser sich so gar nicht benimmt wie ein guter Santa Claus, ist wirklich witzig. Großartig auch, wenn Antoine bei einem gemeinsamen Bruch voller Verzückung vor den Butterkeksen steht und sein erwachsener Begleiter am anderen Ende der Funkverbindung verzweifelt, weil er aus dem Haus dann doch etwas anderes holen wollte als Gebäck. Wenn Lieber Weihnachtsmann dann zur Mitte hin einen Roadmovie-Touch durchs nächtliche Paris bekommt und im Hintergrund „Bonfire Heart“ von James Blund läuft oder die beiden zu MC Hammers „U can’t touch this“ auf Beutezug gehen, dann ist das in der Tat charmant anzuschauen und auch erstaunlich weit weg vom sonst so typischen französischem Humor. Zumal es nicht nur komische, sondern auch recht rasante und spannende sowie auch dramatische und bewegende Szenen gibt. Wenn Le Père Noël Antoine den Schlitten zeigt, ist das zwar eine weitere Lüge, das Leuchten in den Augen des Jungen ist aber echt. Umso schöner, dass es am Ende nicht doch noch ein unrealistisches Holzhammer-Romantik-Ding gibt, sondern der Film mit einem schönen Bild zweier Menschen schließt, die Freunde geworden sind.

Bild- und Tonqualität

Das Bild von Lieber Weihnachtsmann ist etwas unterkühlt und eher bläulich gefiltert. Die sichtbare Körnung passt recht gut zu den Raubzug-Sequenzen und stört in den dramatischen Szenen  zwischendurch nicht weiter. Die Schärfe gelingt nicht beständig gut, weiß aber vor allem während der Close-ups zu überzeugen. Die Kontrastgebung ist immerhin so dynamisch, dass der fast ausschließlich im Dunkeln spielende Film dauerhaft gut durchzeichnet ist. Dunklere Schattenbereiche wirken allerdings schon mal etwas unruhiger.
Akustisch wird Lieber Weihnachtsmann durch die Dialoge zwischen seinen beiden Protagonisten geprägt, lebt aber immer wieder auch räumlich auf. Insbesondere die Filmscore-Momente überzeugen mit offenem Sound. Auch die Einbrüche der beiden werden schon mal mit Effekten und Atmosphäre angereichert und wenn XX zu Beginn auf Antoines Balkon plumpst, wird’s sogar mal basskräftig.

Bonusmaterial

Im halbstündigen Making-of von Lieber Weihnachtsmann bekommt man ausnahmsweise mal einen sehr intensiven Blick in die Dreharbeiten. Wie der Film selbst, so konzentriert sich auch hier alles auf den kleinen Hauptdarsteller Victor Cabal. Vom erstaunlich lockeren Casting bis zu einzelnen Szenen zeigt das Making-of sehr eindrucksvoll, wie die Dreharbeiten vonstatten gingen. Auch Victors Eltern kommen zu Wort, was wiederum zeigt, dass diese in den Prozess jederzeit integriert waren und der Spaß für den jungen Protagonisten an erster Stelle stand.

Fazit

Lieber Weihnachtsmann ist ein charmanter Trip zweier gegensätzlicher Figuren durch das vorweihnachtliche Paris. Ein Film, der zwar von Weihnachten handelt, aber ohne den sonst üblichen Feiertags-Filmkitsch auskommt.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 65%
Tonqualität (dt. Fassung): 65%
Tonqualität (Originalversion): 65%
Bonusmaterial: 40%
Film: 70%

Anbieter: Universum Film
Land/Jahr: USA 2015
Regie: Alexandre Coffre
Darsteller: Tahar Rahim, Victor Cabal, Annelise Hesme, Michaël Abiteboul, Philippe Rebbot
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, fr
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 81
Codec: AVC
FSK: 6