Captain Marvel 4K UHD

Blu-ray Review

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Walt Disney Company (Marvel Studios), 18.07.2019
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Walt Disney Company (Marvel Studios), 18.07.2019

OT: Captain Marvel

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Mit einem Arm auf dem Rücken

Marvel schickt seine erste Superheldin auf Solokurs.

Inhalt

Yon-Rogg muss Vers lehren, ihre Kräfte zu kontrollieren  © 2019 Marvel

Das Erdenjahr 1995: Die Kree-Kämpferin Vers hat immer wiederkehrende Albträume, in denen eine gewisse Frau eine Rolle zu spielen scheint. Gleichzeitig wird ihre Heimat von den Skrulls, außerirdischen Formwandlern, bedroht. Deren Anführer Talos kann Vers während einer Rettungsmission der Kree in einen Hinterhalt locken und ihrer Erinnerung wertvolle Informationen entziehen. Dabei stellt sich heraus, dass sie einst auf der Erde als Kampfpiloten engagiert war und während eines bestimmten Testflugs einen kapitalen Absturz erlitt. Vers kann sich zwar aus Talos‘ Zugriff befreien, stürzt bei ihrer Flucht aber erneut ab und landet auf der Erde. Dort wird Nick Fury von S.H.I.E.L.D. auf das Ereignis aufmerksam und bringt sie in seine Obhut. Gemeinsam versuchen sie, dem Geheimnis um Vers‘ Vergangenheit und das gewisse Flugexperiment auf die Spur zu kommen. Allerdings müssen sie sich beeilen, denn auch die Skrull und ihr Anführer Talos sind auf der Erde gelandet …

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Jeder sieht die Oberste Intelligenz auf eine andere Art und Weise  © 2019 Marvel

Man mag es ja kaum glauben: Wo das MCU doch in der direkten Konkurrenz zwischen Marvel und DC (zumindest während der letzten elf Jahre) doch in allen Belangen Vorreiter und Wegbereiter zu sein schien, hinkte es in einem Punkt tatsächlich hinterher. Denn wo man bei DC mit Wonder Woman mutig auf die Zugkraft einer weiblichen Heldin setzte (und der Erfolg Recht gab), brauchte es im Marvel Cinematic Universum tatsächlich 20 Filme, bevor man im 21. dann ebenfalls eine Heroine präsentierte. Und das mit höchster Not. Denn nach all der Vorbereitung durch die 20 Werke der MCU-Abschnitte I – III war es höchste Zeit, Carol Danvers zu etablieren. Immerhin sollte sie in Avengers: Endgame eine wichtige Rolle übernehmen. Ohnehin würde die späte Einführung und das „aus dem Hut zaubern“ in Endgame zu möglichen Fragen führen.
Ganz und gar nicht fragwürdig ist der finanzielle Erfolg von Captain Marvel. Denn mit 1,1 Mrd. Dollar Einspiel darf sich Brie Larson stolz auf die Fahne schreiben, den bisher erfolgreichsten Superheldinnen-Film auf ihren Schultern getragen zu haben.
Larson war ohnehin praktisch erste Wahl und wurde bereits 2016 als Hauptdarstellerin bestätigt. Eine gute Wahl. Denn obwohl sie zunächst zögerte, ins MCU einzusteigen, sah sie die Herausforderung, etwas von der Tiefe ihrer bisherigen dramatischen Rollen von Filmen wie (Raum oder Schloss aus Glas) auch dem Charakter der Carol Danvers zukommen zu lassen. Und wenn Marvel im Unterhaltungskino abseits vom Bombast etwas geschafft hat, dann tatsächlich Charaktertiefe.

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Talos und seine Schergen erreichen die Erde   © 2019 Marvel

Und das gilt auch für Captain Marvel. Denn Brie Larson ist schlicht großartig in der Rolle. Ohne ihr Schicksal verdrängen zu wollen, geht sie zwar zielstrebig auf die Suche nach ihrer Vergangenheit, tut das jedoch mit einer gewissen Leichtigkeit. Denn was auch hier wieder äußerst gut funktioniert (und das nicht das erste Mal), ist der Humor. In Larson hat man eine Darstellerin gefunden, die gleichzeitig Figurentiefe, Coolness und Witz in ihre Rolle bringt. Wenn sie zu Beginn mit Yon-Rogg kämpft, wird der Tenor für entsprechend folgende Szenen gesetzt und sorgt immer wieder für witzige Momente – natürlich auch im Zusammenspiel mit Samuel L. Jackson. Denn mit dem liefert sie sich zahlreiche augenzwinkernde Culture-Clash-Dialoge. Und wenn sie ihre Skrull-Gegner genauso mit gebleckten Zähnen anbrüllt, wie die es mit ihr tun, hätte das vermutlich bei jeder anderen Darstellerin albern ausgesehen.
Man darf allerdings darüber streiten, ob man den Skrull diesen Humor auch unbedingt anhaften musste. Denn wenn Talos seinen Kollegen einen schmissigen Einzeiler zuwirft, sorgt das in diesem Fall für eine gewisse Verharmlosung der grünen Kerle – deren optisches Erscheinungsbild ohnehin ein Manko des Films ist. Denn wo viele der bisherigen Gegner der Avengers einzigartig waren, wirken die Skrull wie einer Folge Star Trek entnommen.

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Werden auf C-53 direkt gefordert: Vers‘ Kräfte

Außerdem darf Ben Mendelsohn als Bösewicht mal langsam in Rente gehen. Nach Rogue One, Ready Player One und Robin Hood scheint es fast so, als hätte Hollywood keine anderen Darsteller mehr für fiese Intriganten – selbst wenn seine Auftritte (ohne Maske) hier relativ kurz sind.
Gegen solche Makel setzt Captain Marvel vor allem auf das Aufnehmen von losen Fäden, die auch hier noch einmal für nachträglich erkennbare Zusammenhänge sorgen. Ob das nun die Einführung von Fury und Agent Coulson ist, die (rein chronologisch betrachtet) hier erstmalig in Erscheinung treten oder die Erklärung zum Tesserakt.
Nur logisch ist übrigens, dass Fury hier noch ein ziemlich positiver und gutmütiger Witzbold ist – immerhin hat er das Leid der kommenden 20 Jahre noch nicht gesehen.
Insgesamt ist der Film als Origin-Story nicht ganz so abwechslungs- und temporeich wie andere Superhelden-Einführungsfilme, was für die eine oder andere Länge im Mittelteil sorgt. Doch wenn es um Schauwerte geht, steht auch Captain Marvel den anderen Filmen kaum nach. Die Eröffnung auf den Planeten der Kree ist schon großartig und die späteren Actionszenen in Mar-Vells Schiff sind spektakulär – wenngleich Actionszenen eher etwas zurückgefahren wirken.
Das ist dann aber fast vergessen, wenn Vers aka Carol Danvers aka Captain Marvel nach gut 100 Minuten die Schiffe von Ronan zerstört. Hier sieht nicht nur DCs Superman aus wie ein Vorschulkind, sondern wird auch endlich klar, warum diese Heldin die wohl stärkste des MCU ist. Schade, dass man ihre Aktivierung (ziemlich künstlich) hinaus gezögert hat und es ist durchaus fraglich, ob ihr Einsatz nicht in Infinity War schon für einen anderen Ausgang gesorgt hätte.
Aber halt: Dann wäre es ja nicht zu Endgame gekommen …

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Talos will unbedingt an die Informationen in Vers‘ Erinnerung  © 2019 Marvel

Prolog 1 (aka Mid-Credit-Scene):
Zum Thema digitale Verjüngung von Sam Jackson und Clark Gregg: Ja, es ist erkennbar (bei Gregg mehr als bei Jackson). Aber es ist bei Weitem nicht so auffällig und störend wie zuletzt bei Nicole Kidman oder Willem Dafoe in Aquaman, Patrick Stewart in X-Men: The Last Stand oder (ganz schlimm) Jeff Bridges in Tron: Legacy. Vielleicht auch deshalb, weil man hier nicht um 30 oder 40 Jahre, sondern „nur“ um gut 20 Jahre verjüngen musste. Die Gesichtszüge sind etwas weicher, Lippenbewegungen erscheinen aber unberührt. So kann man es durchaus machen, ohne einen irritierenden Effekt zu erzeugen.

Prolog 2:
Übrigens zeigt der Film schon direkt zu Beginn, wer der echte Captain Marvel ist: Wenn der berühmte Titelschriftzug mit Bildern und Auftritten von Stan Lee unterlegt wird, muss man fast eine kleine Träne verdrücken – Ruhe in Frieden, lieber Stan.

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Mit zunehmender Zeit wird sie immer mächtiger  © 2019 Marvel

Bild- und Tonqualität BD

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Noch kommt er mit einem blauen Auge davon: Nick Fury  © 2019 Marvel

Die Blu-ray von Captain Marvel liefert ein sattes Bild von Beginn bis zum Ende. Digital gefilmt gefällt vor allem die beständige Bildruhe. Gut ausgeleuchtete Szenen sind allesamt klar und wunderbar kontrastreich. Stehen Figuren weitgehend unbewegt im Fokus, ist die Auflösung zudem sehr gut. Obwohl das Bild auch in Bewegtdarstellung knackig ist, werden bei statischen Aufnahmen meist sämtliche Zeichnungen in Gesichtern offenbar. Nur selten sind Einstellungen mal etwas softer.
Farben erhalten zudem über die BD schon reichlich Kraft und bieten eine sehr dynamische Palette. Gerade die Anfangsszenen auf den fremden Planeten sorgen für einen visuellen Augenschmaus. Die Schärfe ist zudem bis in die Randbereiche hervorragend und lässt an keiner Stelle nach. Der Schwarzwert hat dazu einen guten Punch und lässt nur bedingt durch bewusst gewählte Farbstimmungen (bspw. in Rambeaus Eigenheim oder in den Archiven) mal (bewusst) nach. Bewusstes Stilmittel sind auch die körnigen Szenen in den anfänglichen Erinnerungs-Rückblicken von Danvers, wohingegen grundsätzliche Körnung nur auf ganz vereinzelten Hintergründen in dunklen Szenen auszumachen ist.

Maria Rambeau (Lashana Lynch)

Akustisch bleibt alles (leider) beim Alten. Soll heißen: Auch bei Captain Marvel muss der deutsche Zuschauer mit einer Dolby-Digital-Plus-Spur auskommen (Originalfassung: dts-HD-Master). Außerdem muss auch hier sowohl der deutsche als auch der englische Sound in der Lautstärke deutlich angehoben werden, um auf dem üblichen Referenz-Niveau zu spielen.
Bleibt die Frage, ob auch (wie zuletzt sehr oft bei Marvel-Titeln) die Dynamik auf der Strecke bleibt.
Hier kann zumindest teilweise Entwarnung gegeben werden. Denn der auf ~1.0Mbps fixierte DD+-Soundtrack weiß durchaus zu gefallen. Seine Basskraft ist immer wieder hörbar (8’48, ab 70’00, ab 92’05 und im explosiven All-Finale) und die Dynamik ist durchweg besser als bei einem Black Panther. Die Höhen könnten vielleicht noch etwas feiner agieren und etwas mehr Differenzierung ermöglichen, aber insgesamt schlägt sich der deutsche Sound gut. Zumal er wirklich effektvoll ist und die rückwärtigen Speaker in den Actionszenen pausenlos bedient.
Sehr gut gelungen ist auch der elektronische Score, der bisweilen an die grandiosen Titel von Daft Punks Filmmusik zu Tron: Legacy erinnert. Die teils sehr losgelöst im Raum stehenden Töne des Scores werden sauber reproduziert. Gleichzeitig sind die Stimmen gut eingebettet und nur eine Spur dünner als die etwas voluminöseren der Originalfassung.

Alles in allem wäre alles in Ordnung, wenn da nicht (wie Leser Tim festgestellt hat – Danke dafür) leichte Probleme mit der Kompression nach einer knappen halben Stunde wären. Zwischen Minute 28’08 und 29′ wirken die Stimmen gepresst und heftiger komprimiert – es klingt metallischer, dünner und weniger voluminös. Mit Jacksons Worten „Formwandlern sind“ normalisiert sich das Ganze dann wieder – mitten in einem Satz. Man muss zwar genau hinhören, nimmt es dann aber stärker wahr, je öfter man die kurze Sequenz wiederholt.

Jetzt aber zum O-Ton: Der englische dts-HD-Master-Sound macht es aufgrund seiner höheren Datenrate nicht viel, aber noch einen Tick besser: Hat man ihn einmal um die benötigte Lautstärke angehoben, fehlt es ihm ebenfalls nicht an Dynamik. Die Stimmen kommen präzise und voluminös aus dem Center (oder bei der Erinnerungs-Penetration auch mal aus allen Speakern) und wenn Vers ihre Photonen-Waffen abfeuert, setzt es ordentlich Signal für den Subwoofer. Dabei sind die Actionszenen keineswegs nur laut und dabei flach, sondern haben eine ordentliche Spreizung zwischen fein gezeichneten Geräuschen wie elektrisierendem Zischeln und den wuchtigen Sounds der Feuerstöße. Dazu ist die Surround-Aktivität wirklich klasse. Gerade, wenn Vers mit den Skrulls kämpft und das Raumschiff aufbricht, hört man die Bruchstücke vollständig um sich herum.
Beide Tonspuren liefern auf diese Weise im Rahmen ihrer Komprimierung wirklich sehr gute Vorstellungen ab und gehören zu den besten Marvels der letzten Jahre.

Bild- und Tonqualität UHD

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Schicker Anzug – wenn man das Jahrzehnt in Betracht zieht  © 2019 Marvel

Captain Marvel wurde vollständig digital gedreht. Zum Einsatz kamen Kameras vom Typ Arri Alexa 65 (auf denen auch teilweise Open Gate gedreht wurde) sowie die hoch auflösenden Panavision Millennium DXL und die RED Weapon 8K VV Monstro. Für ganz spezielle Actionshots in Bewegung wurde außerdem die Blackmagic Micro Cinema Camera verwendet, die mit einem digitalen Super-16mm-Sensor ausgestattet ist. An deren Ausgang lag das Material systemtechnisch nur in 2K vor, während die großen Filmkameras zwischen 6.5K und 8K im jeweiligen RAW-Format lieferten.
Allerdings – und davon gehen derzeit alle bekannten Quellen aus – finalisierte man den Film mit einem 2K-Digital-Intermediate, was dann für die UHD wieder hochskaliert wurde.
Das ist schon ein Stück weit schade, wenn man (abgesehen vom Material der Blackmagic Micros) auf 6.5K- und 8K-Material zugreifen kann. Auf der anderen Seite: Captain Marvel spielt teilweise komplett in virtuell erschaffenen Szenarien – und die werden heute in aller Regel immer noch in 2K gerendert.
Abgesehen von der Auflösung der Disk spendierte man der UHD noch einen im Rahmen von Rec.2020 erweiterten Farbraum sowie mit HDR10 die statische Kontraststeigerung.

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Nicht so putzig, wie sie scheint: Goose  © 2019 Marvel

Im laufenden Film fällt dann vor allem eins in gewissen Szenen extrem auf: Das wesentlich dunklere Mastering der UHD. Während der Auseinandersetzung der Kree mit den Skrull nach etwas über zehn Minuten sieht man bei leichtem Restlicht im Heimkino bisweilen kaum noch genaue Inhalte. Das führt dann leider auch dazu, dass vorhandene Farben fast im Schwarz versumpfen (Kapuze 12’47). Zwar nimmt das noch nicht die Ausmaße eines Solo: A Star Wars Story an (vornehmlich, weil Schwarz knackig bleibt und nicht schlicht alles grau erscheint), aber man sollte für die düsteren Szenen (die auch nach gut 80 Minuten im Schiff von Mar-Vell noch mal dominieren) durchaus im Kopf behalten, dass man den Film am besten bei kompletter Abdunklung oder spät Abends schaut.
Während der gut ausgeleuchteten Momente kann die UHD indes per HDR10 Akzente setzen. Obwohl „nur“ bei 1000 Nit gemastert, sind Highlights wie Reflexionen oder das Strahlen in Augen erkennbar prägnanter und strahlender. Hier spielt die UHD dann ihre Vorzüge aus. Außerdem sind Farben dann durchweg differenzierter. In hellen Bereichen überstrahlt das Bild weniger und man erkennt auch dort bisweilen noch Farben, die von der Blu-ray verschwiegen werden. Diese Farbdifferenzierung ist das größte Plus der UHD und setzt die bemerkenswertesten Akzente.
Übrigens: Teile von Captain Marvel wurden fürs IMAX-Format gedreht und liefen in entsprechenden Kinos im 1,90:1-Format. Weder die UHD, noch die Blu-ray wechseln jedoch das Format. Beide laufen komplett im Cinemascope durch. Lediglich die 3D-Blu-ray bietet den Formatwechsel. Für Freunde dieses von Batman: Dark Knight seinerzeit bekannt gewordenen Phänomens ist die 3D-Fassung des Films also die einzige Möglichkeit das zu „genießen“. (Danke an Bert Kößler von Heimkino-Praxis für die Info zur 3D-BD.)

Blu-ray (06’51): (Slider ganz nach rechts): In den gut ausgeleuchteten Szenen hat die Blu-ray das Nachsehen.

UHD HDR10 (Slider ganz nach links): Hier liefert die UHD ein größeres Farbspektrum im Himmel und zeichnet besser durch.

Blu-ray (29’18): (Slider ganz nach rechts): Wird es düster, wie hier nach knapp einer halben Stunde, bleibt die Blu-ray im Vorteil.

UHD HDR10 (Slider ganz nach links): HDR dunkelt hier über die UHD zu stark ab und lässt Details nur noch bedingt erkennen.

Blu-ray (56’17): (Slider ganz nach rechts): Bei ganz dunklen Bildern im All ist die Blu-ray beachtlich gut und knackig.

UHD HDR10 (Slider ganz nach links): Die UHD bleibt hier ebenfalls knackig schwarz und vergraut nicht. Dazu zeigt sie erneut die besser differenzierten Farben und die Sterne leuchten (im laufenden Bild besser erkennbar) heller als über die BD. Der Screenshot vermag das nicht zu 100% darzustellen.

Blu-ray (12’27): (Slider ganz nach rechts): Hauttöne stellt die Blu-ray bereits recht natürlich dar.

UHD HDR10 (Slider ganz nach links): Über die UHD wirken sie noch etwas kräftiger und wärmer, was Film und Darstellerin noch besser steht.

Blu-ray (35’06): (Slider ganz nach rechts): Das herrlich altmodische Internetportal aus dem Jahr 1995 – über die Blu-ray zeigt sich, dass die dargestellte Auflösung des Bildschirms schon ihre Probleme hat.

UHD HDR10 (Slider ganz nach links): Auch die UHD kann Auflösung nicht zaubern, wo keine ist. Aber die Schrift wirkt klarer und ist etwas besser lesbar.

Blu-ray (35’06): (Slider ganz nach rechts): Gehen wir etwas näher ran, werden die Unterschiede noch etwas deutlicher.

UHD HDR10 (Slider ganz nach links): Zwar sieht man auch über die UHD keine deutliche Schrift (und das Panel des LG Test-TV wird sichtbar), aber durch den höheren Kontrast und die etwas feinere Auflösung ist die Lesbarkeit subjektiv besser.

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Geheimisvoller Kerl im Hintergrund: Ronan  © 2019 Marvel

Während der deutsche Ton der UHD unverändert bei DD+ bleibt, gibt’s für die Originalfassung eine Dolby-Atmos-Fassung.
Um vorab einen Vergleich mit dem dts-HD-Master der Blu-ray vorzunehmen: Beide klingen nahezu identisch. Vielleicht tönt die dts-HD-MA-Spur der BD einen Hauch offener, die Atmos-Variante ist vielleicht etwas tief-mittenbetonter. Ansonsten sind die Unterschiede äußerst gering und vernachlässigbar.
Wir können uns also hier ganz der Beschreibung der Höhen-Ebene zuwenden. Jetzt waren Atmos-Spuren, bzw. die Integration von 3D-Sounds zuletzt bei Marvel-Filmen immer wieder ein kleines Manko. Black Panther und Avengers: Infinity War nutzten die Heights viel zu selten und verschenkten anhand ihres Sounddesigns Potenzial en masse. Wie steht es aber um die Einbindung der Höhen-Speaker in Captain Marvel?
Die Antwort fällt im Verlauf des Films relativ leicht: Sie ist besser!
Erste Sounds gibt es durch Stimmenhall beim Training zu Beginn. Auch der Verkehr der Raumschiffe nach knapp vier Minuten bekommt etwas Unterstützung von oben und der Score spielt in einigen Momenten immer mal wieder aus den Heights mit. Beim Gespräch zwischen Vers und der Obersten Intelligenz hört man deren Stimme und ein leichtes Blubbergeräusch von oben.
Den ersten offensiven und lauten Sound bekommt man dann, wenn die Kree ihre Raumschiffe auf Rettungsmission schicken und eines von ihnen über die Kamera gleitet (8’59). Während der kurz darauf folgenden Kämpfe zwischen den beiden Rassen hätte es hier und da sicher ein paar Signale geben dürfen. Immerhin wird hier viel mit Energiewaffen geschossen und die so Getroffenen fliegen auch mal hoch durch die Luft.
Die dort fehlende 3D-Sound-Unterstützung kommt dann allerdings massiv, wenn Talos die Erinnerungen von Vers abruft. Sowohl seine Stimme als auch die Karts, die „Fokus“-Momente oder der Jet werden satt von oben dazu gefügt. Richtig cool ist auch das Spannungspritzeln, wenn sich Vers befreit (19’03).

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Da guckt er, der gute Yon  © 2019 Marvel

Bricht die Wand des Raumschiffs, gibt’s Krachen von oben und der anschließende Wind säuselt ebenfalls hörbar aus der Luft. Einige Effekte gibt es dann beim Absturz der Kapsel auf die Erde und später während des Kampfes in und auf der U-Bahn. Es sind also gerade einmal 30 Minuten vergangen und man hat schon fast die Anzahl an Effekten, die Infinity War über die komplette Laufzeit hatte.
Aber es bleibt nicht dabei. Obwohl der Film sich nach knapp 40 Minuten eine kleine Verschnaufpause gönnt, hört man beispielsweise den (immer gern genommenen) Einschalt-Effekt von Leuchtröhren (46’13, 51’08).
Krass ist auch das plötzliche Loch in der Decke (52’50), das erschreckt nach oben schauen lässt. Wiederum richtig aktiv wird es, wenn Vers rückblickend vom Absturz ihres Jets erfährt: Säuselnder Wind, elektronische Geräusche, hochkatapultierende Glashaube – das alles füllt die Heights effektvoll an (ab 66’20). Was ein wenig fehlt, sind 3D-Sounds während des Übergangs der Energie auf Carol. Zwar rollt hier ein beträchtlicher Bass-Sweep durch den Zuschauer hindurch, aber bis auf ein paar elektrisierende Sounds hört man den Energieschwall nicht rundherum.
Schön ist dagegen die knarzende Kulisse im modifizierten Jet, die darauf anspielt, dass das Dingen ziemlich oll und wackelig ist, um damit einen Trip ins All zu wagen. Noch einmal sehr aktiv wird es dann, wenn Vers ihre Kräfte nach dem Gespräch mit der Obersten Intelligenz sammelt. Immer wieder wuscht, knackt, zischt und geräuscht es im Nachgang aus den Höhen-Speakern. Lediglich in der finalen All-Sequenz hätte man sich dann wieder etwas mehr von oben gewünscht.

Bonusmaterial

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Die Vollmontur ist sicher Geschmacksache  © 2019 Marvel

Sechs entfernte Szenen, eine kurze, aber witzige Gag Reel sowie der Audiokommentar des Regie-Duos eröffnen das Bonusmaterial von Captain Marvel. Darüber hinaus gibt es ein sechsteiliges Featurette mit einer Laufzeit von insgesamt recht kurzen 23 Minuten. Im Ersten geht es vornehmlich um das Einführen des ersten weiblichen Charakters. Das nächste kümmert sich vor allem um die vielfältigen Charaktereigenschaften von Carol Danvers, während das Dritte sich die Origins von Nick Fury vornimmt. Ein weiteres Making-of schaut auf das Regieduo Ryan Fleck und Anna Boden, die beide vollkommen neu im MCU sind. „Skrulls und Kree“ beleuchtet dann die bösen Jungs des Films, die Skrulls sowie deren Krieg mit dem Kree. Das letzte Featurette ist ein augenzwinkerndes Extra über Katze Goose.

Fazit

Captain Marvel weiß vor allem durch seine Hauptdarstellerin zu überzeugen und bietet eine gesunde Portion Humor. Als Origin-Story ist er aber nicht so stark wie ein Captain America oder gar ein Iron Man. Dafür fehlt es dem Film des Regieduos Ryan Fleck und Anna Boden etwas an Komplexität und interessanten Nebenfiguren. Als Hinführung auf Avengers: Endgame ist Captain Marvel aber dennoch ein wichtiger Baustein und unterhaltsam ist er allemal.
Die UHD kann sich rein technisch nur in den gut ausgeleuchteten Szenen von der (sehr guten) Blu-ray absetzen und punktet dort mit stärkerem Kontrast und glänzenden HDR-Highlights. Die zahlreichen düsteren Szenen leiden indes durchweg durch ihre starke Abdunklung, die es bisweilen schwer werden lässt, überhaupt Details zu erkennen.
Dafür funktioniert der englische Atmos-Sound erstaunlich gut. Er ist zwar kein absolutes Highlight mit permanenter Befeuerung aus den Heights, kann sich gegenüber Konkurrenten aus dem eigenen Haus aber hörbar absetzen.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität BD: 90%
Bildqualität UHD: 85%

Tonqualität BD/UHD (dt. Fassung): 85% (5% nachträgliche Abwertung wg. leichter, kurzfristiger Inkonsistenz-Problem beim dt. Ton)
Tonqualität BD (Originalversion): 90%

Tonqualität BD/UHD 2D-Soundebene (Originalversion): 90%
Tonqualität BD/UHD 3D-Soundebene Quantität (Originalversion): 75%
Tonqualität BD/UHD 3D-Soundebene Qualität (Originalversion): 80%

Bonusmaterial: 60%
Film: 75%

Anbieter: The Walt Disney Company (Germany)
Land/Jahr: USA 2018
Regie: Ryan Fleck, Anna Boden
Darsteller: Brie Larson, Samuel L. Jackson, Jude Law, Ben Mendelsohn, Lashana Lynch, Akira Akbar, Gemma Chan, Djimon Hounsou, Annette Bening, Lee Pace
Tonformate BD: dts-HD-Master 7.1: en // Dolby Digital Plus 7.1: de
Tonformate UHD: Dolby Atmos (True-HD-Kern): en // Dolby Digital Plus 7.1: de
Bildformat: 2,39:1
Laufzeit: 124
Codec BD: AVC
Codec UHD: HEVC
Disk-Kapazität: BD-66
Real 4K: Nein (2K DI)
High Dynamic Range: HDR10
Maximale Lichtstärke: keine Angabe
FSK: 12

(Copyright der Cover, Szenenbilder und vergleichenden Screenshots: © 2019 Marvel)

Trailer zu Captain Marvel

CAPTAIN MARVEL – Offizieller Trailer (deutsch/german) // Jetzt auf Blu-ray™ und DVD | Marvel HD

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heimkinofreak

Nachtrag: Für alle Beamer Besitzer, die das Thema adaptives HDR interessiert
https://www.youtube.com/watch?v=cWXx6tcjSBQ&list=WL&index=109&t=1s

Wünsche eine schöne Advents- und Vorweihnachtszeit!
Gruss

Tim

Das war in der Szene wo Nick Fury zu Captain Marvel an die Telefonzelle kommt (nach der Landung in der videothek).
Die stimmen klingen bis dahin soweit ok.
Bei Minute 28:58 kommt von Fury ein kurzes lauteres „Ä“.
Dann ein zwei Wörter wieder leiser und ab 29:02 sind die Stimmen wieder lauter/klarer.
Bin der Meinung das dies nicht die einzige stelle war, aber dafür müsste ich den jetzt noch mal gucken ;-).
Wäre cool wenn du das noch mal checkst und hier berichtest.

Tim

Alles klar.

Michi

Danke für die tolle Rezension.
Wollte mir definitiv die UHD kaufen, nun bin ich mir nicht mehr sicher, ob sich der Mehrpreis lohnt.
Langsam finde ich es ärgerlich (nee, eigentlich unverschämt) das wir deutschen Filmfans mal wieder nur mit einer DD-Tonspur abgespeist werden, wo der Film doch in Atmos in den Kinos lief. Also muss doch eine deutsche Atmos-Spur vorhanden sein. Mir unbegreiflich, das die Filmstudios das so nicht auf die BD/UHD packen.

Und wenn ich dann hier noch etwas über eine gschlamperte deutsche Tonspur lese .. da spare ich mir wohl besser auch das Geld für die normale Blu-ray. Schade, da mir der Film sehr gut gefallen hat.

Tim

Aber mit Fehler.

Tim

Eben gesehen.
Schade nur das hier bei der dt. Tonspur wieder geschlampt wurde.
Schwankungen in der Tonhöhe/Lautstärke.

Dan

Also für mich kommt hier nur die Streamversion auf Sky in Betracht.
Ganz ehrlich DD+? und kein 4k IM? Was denken die sich. Da ist es nicht wert und trägt dazu bei, dass die UHDs bei dem Preis immer weniger gekauft werden.

BTW: Ich bin dagegen ein echter Fan der deutschen Synchro…, und ziehe diese meistens vor. Denn mitnichten ist der O-Ton wirklich immer authentischer. Wobei es sicherlich auf etwas Gewöhnung ist und vom Film abhängt.

Aber für DD+ auf dt. kauf ich nicht mal eine BluRay.
Wirklich schade!

Und Dir Timo vielen Dank wieder einmal, habe die Rezension schon erwartet 🙂

Rüdiger Petersen

Habe die Blu-ray gerade ausgepackt und wird am Wochenende gesichtet. Lasse mich mal überraschen. Hatte zwar zum Kinostart eine Karte musste sie aber stornieren weil ich krank wurde. Dafür freue ich mich nun umsomehr. Die Technikwerte lesen sich ja auch ganz ordentlich.

Tim

Gott sei Dank haben sie den sinnlosen Formatwechsel weggelassen.
Bin dann mal gespannt wenn die Scheibe eintrifft.

Lukas

Würdest du eher zur normalen blu ray greifen? Lg

heimkinofreak

Hey Timo!
also bei mir wirkt sich das Problem mit den „dunklen Szenen“ bei CAPATIN MARVEL gar nicht so aus. Keine Ahnung mit welcher Einstellung Du die MARVEL HDR10 Filme abspielst, aber mit dem HDR Optimizer ist das kein Problem!
Da werden dunklen Szenen extrem sauber ausgearbeitet, das keine Details absaufen und bei hellen Szenen gibt es auch
kein Überstrahlen, weil dem genauso entgegen gewirkt wird.
Schwarz bleibt auch schwarz, was wohl auch an der Laser Projektion liegt.
Selber habe ich einen EPSON LS-10500 (Tip: sich einfach mal das Lasershoot Out von Lars Mette auf YouTube anschauen – der LS-10500 ist ein unterschätzer Beamer – hat im Schwarzwert sogar den SONY VW 5000 geschlagen)
Finde auch die Frame Adapt HDR Steuerung von JVC nicht schlecht, die ähnlich arbeitet wie der HDR Optimizer.
Fakt ist, HDR10 im STANDARD Modus abspielen, das geht mal gar nicht! Da kann ich mir schon vorstellen,
das es dann schwer wird eine UHD wie CAPTAIN MARVEL sich anzusehen ohne das es zu den Effekten kommt, die Du in der Rezi beschreibst, die übrigens wie immer super informativ und interessant ist wie immer.

UHDs sind bei mir im Vergleich zur Bluray eigentlich IMMER besser, weil UHDs eben den erweiterten Farbraum haben und
einfach mehr Nits und ein besseres In-Bild Kontrastverhältnis bieten.

Blurays kommen bei mir zwar auch sehr sehr gut, aber man merkt eben das System-Limit der Bluray,
welche eben nicht die erweiterte Bilddynamik bietet, die es eben ausmacht.

Mach weiter so!

P.S: Wenn man LASER Projektion gewöhnt ist, will man niemals mehr davon weg, weil die Bilder einfach
der Wahnsinn sind, wenn man die richtigen Zuspieler und drumherum hat.